The First Avenger: Civil War
USA 2016, Laufzeit: 144 Min., FSK 12
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Darsteller: Chris Evans, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Daniel Brühl
Flottes Actionspektakel
Späne
“The First Avenger: Civil War” von Anthony und Joe Russo
Wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne. Und wo die Avengers hobeln, da kracht es für gewöhnlich gewaltig. Und wo es gewaltig kracht, da fallen auch mal ganze Häuserblocks und begraben unter sich Unschuldige. Von derlei blutigen Tragödien bekommen die Superhelden für gewöhnlich wenig mit, und der Zuschauer im Kinosaal schon gar nicht – derlei Verfilmungen sind schließlich für gewöhnlich auf ein FSK 12-Publikum ausgerichtet. Jetzt aber steht plötzlich eine Frau vor Iron Man (Robert Downey Jr.) und hält ihm das Foto ihres getöteten Sohnes vors Gesicht. Er starb, weil Iron Man & Co versuchten, noch Schlimmeres zu verhindern. Das tragische Einzelschicksal führt die Läuterungsgeschichte des einstigen Eisklotzes Tony Stark konsequent fort. Schon bald steht er loyal hinter dem US-Außenminister, der die Avengers zügeln möchte und der Befehlsgewalt der Vereinten Nationen zu unterstellen gedenkt. Von der Idee hält Captain America (Chris Evans) allerdings gar nichts und verweigert die Unterschrift. Damit sind die Avengers in zwei Lager gespalten. Das kommt dem lachenden Dritten zugute: Ein ominöser Baron (Daniel Brühl) plant Arges und sorgt sich dabei scheinbar zuallerletzt um – Kollateralschäden.
Drei Gründe sprechen gegen den Erfolg dieses Comicabenteuers: Zum einen das vor vier Wochen gestartete Duell zwischen Batman und Superman, das den Konflikt rund um zivile Opfer bereits durchexerziert hatte. Zum anderen droht sich die Avengers-Serie samt Ableger so langsam totzulaufen, setzt sie doch keine wirklichen neuen Impulse mehr, weder im Hinblick auf Handlung noch Spektakel. Das wiederum gelang vielmehr kürzlich und drittens dem Konkurrenten „Deadpool“, der frischen Wind in das ganze Genre brachte, indem er auf jugendfrei und pc pfiff und ein ebenso zynisches wie blutiges Comicabenteuer abfeuerte.
Umso erstaunlicher und erfreulich ist es, dass „The First Avenger: Civil War“ am Ende doch überzeugt. Zum einen umgehen die Regisseure Anthony und Joe Russo den hölzernen Schwermut, den Zac Snyder mit „Batman V. Superman“ ablieferte. Bei aller Dramatik bewahren sie die Unbeschwertheit der Reihe und setzen leichthändig auf Tempo und flotte Sprüche. Spätestens wenn die gespaltenen Avengers weitere Superhelden akquirieren und aufeinander loslassen, hat man im Kinosessel wieder mächtig Spaß. Das ist originell, passt und ist ein Spektakel. Keine Steigerung, aber eine Bestätigung dahingehend, dass der Status Quo doch noch Laune macht – und unerreicht bleibt in der FSK 12-Fraktion.
Man mag sich fragen: Wo sind eigentlich Hulk und Thor geblieben? Und warum heißt der Film nicht einfach „The Avengers: Civil War“? Aber auch dieses Fragen werden beantwortet, demnächst in Ihrem Kino. Zum Schluss aber noch eine Bitte an die Studios: Kollateralschäden und diesbezügliche Verantwortlichkeiten sind hiermit durcherzählt! Das gilt für alle Genres. Wir möchten nicht, dass jetzt auch noch alle anderen damit anfangen. Captain Kirk zum Beispiel oder, Gott bewahre: James Bond. Nein, das wollen wir bitte nicht.
Gute Zeiten
Wie lang darf ein Film sein? – Vorspann 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Pfau – Bin ich echt?
Start: 20.2.2025
Heldin
Start: 27.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24