Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat
USA 2008, Laufzeit: 123 Min., FSK 12
Regie: Bryan Singer
Darsteller: Tom Cruise, Kenneth Branagh, Carice van Houten, Bill Nighy, Eddie Izzard, Stephen Fry, Tom Wilkinson, Christian Berkel, Thomas Kretschmann, Florian Panzner
Der Zweite Weltkrieg scheint für Deutschland schon verloren, doch Hitler kämpft an allen Fronten weiter. Da schart sich um General Stauffenberg eine Widerstandsgruppe, die den Führer ermorden und die Regierungsgewalt in Berlin an sich bringen möchte.
Dass es sich bei dem Hitlerattentat vom 20. Juli 1944 um eine der mutigsten und bewundernswertesten Taten des 2. Weltkriegs handelt, dürfte sich zumindest in Deutschland schon lange herumgesprochen haben. Auch filmisch wurde der Staatsstreich immer wieder in den unterschiedlichsten Projekten umgesetzt. Schon in den unmittelbaren Nachkriegsjahren betrieben Falk Harnack mit „Der 20. Juli“ und Georg Wilhelm Pabst mit „Es geschah am 20. Juli“ frühe Vergangenheitsbewältigung, Fernsehregisseur Jo Baier legte schließlich zum 60. Jahrestag mit „Stauffenberg“ nach. Was die abermalige Bebilderung der tatsächlichen Begebenheiten in den letzten Monaten des 2. Weltkriegs nun von den anderen Verfilmungen überdeutlich abhebt, ist deren produktionstechnischer Hintergrund. Immerhin hatte sich Hollywood-Superstar Tom Cruise für dieses Kapitel der deutschen Geschichte begeistern können und mit seinem Marktwert sicherlich nicht unerheblich dazu beigetragen, dass die „Operation Walküre“ nun das Material für einen potenziellen Blockbuster liefern durfte. Dass US-Amerikaner ein Kapitel der deutschen Nazivergangenheit rekapitulieren, in dem eben nicht nur böse Kriegsverbrecher vorkommen und darüber hinaus die zentrale Figur von einem ihrer veritabelsten Stars spielen ließen, ist filmisch sicherlich ein Novum. Cruises Dreharbeiten, die größtenteils in Deutschland stattfanden, wurden seinerzeit von einem ausladenden Medienecho begleitet, bei dem auch immer wieder angezweifelt wurde, ob denn Cruise der richtige für diese Rolle sei.
Darüber kann man nun sicherlich auch nach Fertigstellung des Films noch geteilter Meinung sein. Auch so manches Zugeständnis an die vermeintlichen Bedürfnisse eines Massenpublikums, wie die über Gebühr ausgewalzten Szenen mit dem Ehepaar Stauffenberg stoßen durchaus auf Skepsis seitens des Rezensenten. Nichtsdestotrotz muss man aber goutieren, dass Hollywoodroutinier Bryan Singer („Die üblichen Verdächtigen“, „X-Men“) aus dem packenden Stoff einen durchweg ebenso spannenden Reißer vor historischem Hintergrund gezimmert hat, der auch ein Publikum ansprechen dürfte, das sich ansonsten wenig mit dieser Thematik auseinandergesetzt hatte. Gerade einer oftmals recht engstirnigen US-amerikanischen Klientel könnte mit einem Film wie diesem das Bewusstsein für die innerdeutschen Zweifel während der Zeit des Dritten Reiches nahe gebracht und auf die Tatsache aufmerksam gemacht werden, dass auch in Nazideutschland Helden existierten, die den Kampf für eine bessere Welt nicht scheuten und auch persönliche Belange hinter diese hehren Ziele zurücksteckten.
(Frank Brenner)
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24