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One Life

One Life
Großbritannien 2023, Laufzeit: 113 Min., FSK 12
Regie: James Hawes
Darsteller: Anthony Hopkins, Johnny Flynn, Lena Olin
>> www.onelife-derfilm.de/

Emotionale Geschichtsstunde

Retter der Kinder
„One Life“
von James Hawes

Es gibt hunderter lohnender Geschichten von Heldenmut und stillen Rettern, insbesondere aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs, die bislang noch nicht ihren Weg auf die Leinwand und damit zu weltweiter Verbreitung gefunden haben. Sir Nicholas Wintons (1909-2015) Geschichte war bislang eine von ihnen. Das mag sicherlich bis zu einem gewissen Grad auch an der Bescheidenheit jener Menschen liegen, die sich selbst nicht allzu wichtig nahmen und ihr großartiges Handeln deswegen nie an die große Glocke gehängt haben. Das war auch bei Nicholas Winton der Fall, der erst durch eine Aufräumaktion an seinem Lebensabend wieder an seine Rettungsaktion kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs erinnert wurde, die seinerzeit rund 50 Jahre zurücklag. Er wollte das Album mit den Fotos und Daten der Kinder, die er durch eine mutige und teure Rettungsaktion vor der sicheren Vernichtung in den Konzentrationslagern der Nazis bewahren konnte, in die richtigen Hände geben und damit vor der Vergessenheit bewahren – was schließlich zur Anerkennung seiner eigenen Leistungen führte.

Nicholas Winton (Sir Anthony Hopkins) wird von seiner Frau Grete (Lena Olin) angespornt, sein überfülltes Arbeitszimmer zu entrümpeln und sich von Unnötigem zu trennen. Dabei erinnert er sich an eine spektakuläre Rettungsaktion, die er vor 50 Jahren mit einigen weiteren Menschen in Prag organisiert hatte. Dort waren unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unzählige Flüchtlinge gestrandet, nachdem Hitler das Dritte Reich zunehmend in den Osten erweiterte. Unter ihnen auch tausende Kinder, die im anstehenden Winter und in den unhygienischen Lagern kaum eine Überlebenschance gehabt hätten. Nicholas (Johnny Flynn) setzte damals sämtliche Hebel in Bewegung, um die Kinder mit Zügen nach Großbritannien zu bringen und sie dort in Pflegefamilien unterzubringen. Rund 670 Kindern ermöglichte er so die Flucht vor dem sicheren Tod. Als Nicholas 50 Jahre später sein Erinnerungsalbum in die richtigen Hände geben möchte, wird er unfreiwillig zum Medienstar und erhält die Gelegenheit, einige der Kinder von einst wiederzusehen, die ihm ihr Leben verdanken. Gerade in diesen Wiederbegegnungen, die in der in Großbritannien seinerzeit beliebten Fernsehshow „That’s Life“ organisiert wurden, dürften bei kaum jemandem im Publikum die Augen trocken bleiben. Dennoch ist der Film insgesamt nie kitschig, ist sich seiner emotionalen Momente aber durchaus bewusst und weiß diese geschickt und an den richtigen Stellen einzusetzen. In knapp zwei Stunden wird man Zeuge einer weiteren großen und bislang unerzählten Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, die von tiefem Humanismus und Uneigennützigkeit geprägt ist und den Glauben an das Gute im Menschen hochhält – wichtiger denn je in einer Zeit, in der es weltweit mehr Flüchtlinge und Vertriebene gibt als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte! Und: „Wer ein Leben rettet, der rettet die ganze Menschheit.“

(Frank Brenner)

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