Narren (2002)
Deutschland 2002, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Tom Schreiber
Darsteller: Christoph Bach, Viktoria Deutschmann, Hannelore Lübeck, Markus John, Christian Tasche, Waldemar Kobus, Lutz Schmidt, René Haustein, Nicholas Bodeux, Arved Birnbaum, Peter Clös, Wilfried Schmickler
Richtig bösartig!
bensi (120), 06.10.2003
Diesen Film muss jemand gedreht haben, der die fünfte Jahreszeit abgrundtief hasst.
Ausserdem hat er was Resignierendes. Ich werde das Gefühl nicht los, dass der Film das ausspricht, was einige wenige Kölner, die noch an das Gute im Karneval glaubten, sich nie eingestehen wollten. Und das ist wirklich bitter.
Allerdings kann man das ganze nach einer Nacht schon wieder mit Augenzwinkern betrachten.
Tschö mit ö
Der ganze Wahnsinn (Nit für Kooche 03)
Colonia (683), 22.09.2003
Sehr gute Ansätze, den Wahnsinn des Kölner Karnevals in einen Film zu verpacken, leider nicht konsequent und drastisch genug. Zumindest nicht für den, der es kennt. Für einen Imi, wie ja auch Protagonist Roman (ausgerechnet "Bützer" mit Nachnamen!) einer ist, mögen die teils surreal anmutenden Szenen schon ausreichen, den zunehmenden Realitätsverlust zu erklären.
Wenn Roman durch die mit Narren überfüllten Straßen zieht, wird das größte Manko des Films deutlich: Technik und Bildqualität. "Narren" ist in der WDR-Reihe "radikal digital" entstanden und eigentlich nicht fürs Kino geeignet. Die Bilder der DV-Kamera sind zu schlecht. Dabei mag es teilweise Absicht sein, dass die Gesichter unscharf und die Personen verschwommen sind, zumal es sich um Szenen aus dem realen Straßenkarneval handelt. Aber um wie viel bedrohlicher hätten die Menschenmassen und Karnevalsfratzen, an denen Roman vorbeitorkelt, gewirkt, hätte man sie deutlich erkennen können.
Herrlich dagegen die Einstellungen mit dem am Strick baumelnden Nubbel vor Romans Fenster, Schmicklers spitzenmäßiger Auftritt als Prinz mit Tinnitus, die Episode in der Kirche, die vergeigte Büttenrede im Fernsehen oder Sprüche wie "Die Heinzelmänner haben Zorro auf dem Gewissen".
Zu loben sind außerdem der interessante Vorspann, die Musik von Ilja Jakob und das Spiel von Christoph Bach als Roman.
Mit den Örtlichkeiten nahm man es nicht so genau, die Szenen wechseln wild zwischen Süd-, Altstadt und Neustadt. Das ist zu verschmerzen. Aber warum bringt man einen solchen Film mitten im September in die Kinos und nicht zu Beginn der Session?
P.S.: Mitgeschunkelt wurde im Kino nicht. Großes Lob ans Kölner Filmhaus-Publikum.
www.dieregina.de
Tinnitus Alaaf
juggernaut (162), 16.09.2003
Die ersten fünf Minuten lassen Schlimmes befürchten: Die Hauptfigur Roman sieht aus wie ein Rudi-Dutschke-Lookalike; fahle, gelblich-bräunliche Farbgebung und eine Großaufnahme von einem Frühstückstisch führen einen direktemang in die Auswüchse des 70er Jahre-Autorenfilms zurück. Ob?s nur ein ironisches Zitat war? Keine Ahnung. Der ganze Film ist sehr uneinheitlich, wechselt häufig übergangslos von Komödie zu Tragödie und wieder zurück. Einzelne sehr starke Szenen, so z.B. die Verfolgungsjagd, die Roman mit den besten Absichten begann und dann ein böses Ende nimmt, oder der Gastauftritt von Wilfried Schmickler als gestresster Prinz Karneval (?Tinnitus Alaaf!?) samt Funken-Entourage. Und auch der Seniorensex-Witz, den Romans Omma zum Besten gibt, ist nicht von schlechten Eltern. Eine Gesamtbeurteilung fällt indes schwer. Dass der organisierte Frohsinn auf der Straße manchmal direkt in den ganz normalen Wahnsinn mündet, wusste man ja eigentlich schon vorher...
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