Milk
USA 2008, Laufzeit: 128 Min., FSK 12
Regie: Gus Van Sant
Darsteller: Josh Brolin, Sean Penn, Emile Hirsch, James Franco, Lucas Grabeel, Diego Luna, Victor Garber, Denis O'Hare
Im San Francisco der 70er Jahre wird Harvey Milk zum Kopf der wachsenden Schwulenbewegung und schließlich als erster bekennender Homosexueller in einen Stadtrat der USA gewählt.
Mit inzwischen 40 habe er noch nie etwas geleistet, worauf er stolz sein könne, vertraut Harvey Milk in seiner Geburtstagsnacht seinem Liebhaber Scott an, den er erst Stunden zuvor kennengelernt hat. Die beiden beschließen, nach San Francisco zu ziehen und eröffnen im Castro-Viertel zu Beginn der 70er Jahre einen Fotoladen, der schon bald zum beliebten Treffpunkt wird. Schnell engagiert sich Milk in dem bunt gemischten Viertel gegen Benachteiligungen jeglicher Art, unterstützt den Boykott einer Brauerei und sieht schließlich angesichts alltäglicher Übergriffe gegen die Schwulenszene Handlungsbedarf auch in der Kommunalpolitik. Nach ersten vergeblichen Anläufen wird er tatsächlich Ende 1977 in den Stadtrat von San Francisco gewählt, begleitet von Feindschaft und Hass aus dem bürgerlich-konservativen Lager. Und schon im November 1978 findet seine politische Laufbahn, wie auch jene des Bürgermeisters Moscone, ein tödliches Ende.
Gus Van Sant, der sich in seinen Spielfilmen wie im Cannes-Gewinner „Elephant“ oder „Last Days“ zuletzt mehrfach mit dem vorzeitigen Tod realer Personen auseinandersetzte, zeigt in „Milk“ die letzten Jahre im Leben von Harvey Milk, des ersten bekennenden Schwulen in einem Stadtrat der USA. Um dessen bereits im Oscar-prämierten Dokumentarfilm „The Times of Harvey Milk“ (1984) nachhaltig verewigte Biographie als Heldengeschichte neu zu erzählen, wählte Van Sant eine dem Mainstreamkino entsprechend dramatisierende Erzählweise und zeigt sich deutlich weniger experimentell orientiert als in den Vorgängern. Effektiv und aufschlussreich fügt Van Sant Archivmaterial der Zeit ein, u.a. der fundamentalistisch-christlichen Aktivistin Anita Bryant als Paradebeispiel für selbstgerechtes Eifern, wie es auch heute noch jedes gesellschaftliche Klima des Miteinanders zu vergiften vermag.
„Milk“ fesselt insbesondere als bewegendes Zeitdokument, das den mutigen, entbehrungsreichen Kampf um gesellschaftliche Akzeptanz und die Gleichberechtigung Homosexueller in seinen Anfängen nachskizziert. Ins Zentrum seines Films rückt Van Sant Milks politischen Einsatz zum Beispiel gegen die Gesetzesinitiative „Proposition 6“, die Homosexuelle aus dem Schuldienst zu entfernen versuchte. Der private Bereich bleibt ein von Tragik geprägter Abriss aus scheiternden Beziehungen, Angst und Selbstmord der Lebenspartner. Als Hoffnungsträger von unbeugsamem Wesen, der die Massen zu mobilisieren versteht, wird Milk hier inszeniert. Dazu liegt eine aktuelle Parallele in den USA durchaus nicht fern.
(Kirsten Dyrda)
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