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Letters From Iwo Jima
USA, Laufzeit: 141 Min.
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya, Shido Nakamura, Tsuyosi Ihara, Ryo Kase, Yuki Matsuzaki, Hiroshi Watanabe, Nobumasa Sakagami, Takashi Yamaguchi, Nae Yuuki

Iwo Jima ist eine hart umkämpfte japanische Insel im Krieg zwischen den USA und Japan. 1945 stehen dort für anderthalb Monate 21.000 japanische Soldaten in einem Himmelfahrtskommando den sich nähernden 100.000 US-Soldaten gegenüber. Erstaunlicher Antikriegsfilm Clint Eastwood zeigt nach seiner Demontage des Kriegsheldentums in "Flags of our Fathers" nun die andere Seite des Kriegs um die japanische Insel Iwo Jima. Es ist sehr bemerkenswert, dass dieser Film aus einem Land kommt, in dem man gerne gute ausländische Filme noch mal 'amerikanisch' dreht, und zwar nicht nur in Bezug auf die gesprochene, sondern auch auf die Filmsprache, um sie dem einheimischen Publikum vorsetzen zu können. Nachdem in den 90er Jahren vor allem Skandinavien abgegrast wurde, ist die Praxis zur Zeit bei japanischen Horrorfilmen besonders beliebt, die mit kalkulierbarer Regelmäßigkeit ein US-amerikanisches Remake erfahren. Wenn Clint Eastwood also nach seinem ersten Film zum Thema einen zweiten aus der japanischen Sicht nachlegt, dann klingt das auch fast nach einer Entschuldigung für dieses kulturimperialistische Gebaren. Erst Recht, wenn wirklich fast ausschließlich Japaner vor der Kamera stehen und Buch und Drehbuch ebenfalls von Japanern stammen. Es steckt aber natürlich ebenfalls die Einsicht dahinter, dass mit dem Perspektivenwechsel auch der Tatsache Tribut gezollt wird, dass man Kriegs-Ideale wie den gerechten Kampf, Tapferkeit oder das Heldentum nur entwerten kann, wenn man die andere Seite gleichberechtigt abbildet. Denn dann stören sich die ein Feindbild benötigenden Tugenden der einen wie der anderen Seite gegenseitig. Konsequent schildert Eastwood den Krieg daher auch als menschliche Katastrophe. Auf beiden Seiten zeigt er Opfer wie Täter, japanische Generäle, die Deserteure erschießen, ebenso wie US-amerikanische Soldaten, die aus Bequemlichkeitsgründen Kriegsgefangene töten (alleine damit wird er sich viel Ärger eingehandelt haben). Der inneren Logik des Krieges kann sich Eastwood nicht ganz entziehen: Er vertraut immer noch auf den Gegensatz von bösem und gutem Soldaten, statt die vollständige Auflösung der Menschlichkeit im Krieg konsequent zu beschreiben. Auch verfängt sich Eastwood in einer Ästhetik des Krieges, die Erfurcht und Staunen zulässt, beispielsweise, wenn die schier überwältigende Seemacht der Amerikaner an der Küste auftaucht. Trotzdem ist es ein mutiger Film - für Hollywoodverhältnisse allemal.

(Christian Meyer)

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