
Eltern
D 2013, Laufzeit: 100 Min., FSK 0
Regie: Robert Thalheim
Darsteller: Charly Hübner, Christiane Paul, Parashiva Dragus
>> www.eltern-derfilm.de/
Tragikomisches Familiendrama
Das kriegen wir schon hin
„Eltern“ von Robert Thalheim
In den 80ern hat Konrad (Charly Hübner) sie sicherlich live gesehen, Die Goldenen Zitronen. Jetzt, 2013, tourt die Punkband gerade durch Deutschland, und Konrad ist nicht mehr dabei. Aber wenn der Familienvater mit seinen beiden Töchtern (Paraschiva Dragus, Emilia Pieske) im Auto sitzt, dann schallt „Alles was ich will, ist nur die Regierung stürzen“ aus der Anlage, und der Nachwuchs singt jubelnd mit. Konrad führt gemeinsam mit Christine (Christiane Paul) eine irgendwo noch linke, aber anderswo auch bürgerliche Bilderbuchfamilie. Christine arbeitet in Schichten als Ärztin, der Vater macht den Haushalt und betreut gut gelaunt den aufgeweckten Nachwuchs. Doch dann setzt sich Konrad in den Kopf, sich selbst zu verwirklichen. Er möchte wieder Regie führen im Theater. Also engagiert man zur häuslichen Unterstützung ein Au-pair-Mädchen aus Argentinien. Schon bald sieht sich das Paar mit dem neuen familiären Arrangement überfordert, schon bald kommt es auf der Bühne zu ernsthaften Reibereien mit dem Hauptdarsteller, schon bald hat das Au-pair-Mädchen ganz andere Sorgen. Die heile Welt bekommt Risse, und die Kinder verstehen die Umbrüche nicht.
Federleicht nimmt sich Regisseur Robert Thalheim („Am Ende kommen Touristen“, „Westwind“) der modernen Familie an. Er zeigt, wie entspannt veränderte Erziehungskonstellationen funktionieren können. Wo es bei anderen Männern am Selbstbewusstsein nagt, weil sie nicht diejenigen sind, die das Geld nach Hause bringen, geht Konrad selbstsicher und souverän in der Rolle des Erziehers auf. Und wie in den traditionellen Rollen bekommt derjenige Elternpart, der Arbeiten geht, am Ende des Tages zu spüren, dass die Bindung zu den Kindern eine andere ist. Nur ist es hier Christine, die darunter leidet. Thalheim, der gemeinsam mit Jane Ainscough das Drehbuch schrieb, erzählt von den Szenen einer Ehe, den Höhen und Tiefen, in vertauschten traditionellen Rollen.
Vor allem aber thematisiert das Drama den Umstand, dass sich in Vater und Mutter mit der Zeit gleichermaßen die Sehnsucht nach Freiräumen regt. Wenn verborgen angestaute Unzufriedenheit zu Tage tritt, der Frust über fehlende Entfaltung, der Unmut über die schwindende familiäre Nähe. Thalheim erzählt von einer Krise einer ganz normalen Familie. Vielleicht ist es irgendwann ein Konflikt zu viel, vielleicht ist es am Ende eine Spur zu wohlgefällig – doch das trübt das Gesamtbild nicht. Äußerst authentisch tragen die Darsteller diesen tragikomischen, lebensnahen Film, die Rollen sind trefflich besetzt, selbst die Jüngsten von ihnen vermögen zu überzeugen. Unterlegt von verträumter E-Gitarre, verbunden durch liebevolle Animationen und durchsetzt von pointierten, treffsicheren Dialogen, serviert Robert Thalheim ein berührendes Drama aus der Wohlstandsrepublik. Und statt die Regierung zu stürzen, bemühen sich die Protagonisten erst einmal um Schadensbegrenzung im persönlichen Umfeld. Das ist doch auch schon was.
(Hartmut Ernst)

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