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Eine italienische Hochzeit
Australien 2003, Laufzeit: 102 Min., FSK 0
Regie: Jan Sardi
Darsteller: Giovanni Ribisi, Adam Garcia, Amelia Warner, Silvia De Santis, Eleanor Bron, Paola Dionisotti, John Bluthal, Dina Panozzo, Joe Petruzzi, Barry Otto

Australien Ende der 50er Jahre: Der schüchterne italienische Einwanderer Angelo wirbt mit dem Foto seines jüngeren ,attraktiveren Bruders Gino erfolgreich um die Hand der schönen Rosetta in Süditalien. Als diese verliebt und erwartungsvoll auf dem 5.Kontinent eintrifft, ist natürlich die Enttäuschung groß. Nostalgisches Sommerkino Die sogenannten "proxy brides" waren im Europa der 50er Jahre eine Folgeerscheinung des 2. Weltkriegs: Frauen, die nach einer Ferntrauung oder auf bloßen Briefverkehr hin ihr (Ehe-)Glück in einem fremden Land suchten. In der "italienischen Kolonie" Australiens betrug damals das Verhältnis zwischen Männern und Frauen 4:1. "Eine italienische Hochzeit" ist das Regie-Debüt des Australiers Jan Sardis, der mit seinem Drehbuch zu dem Oscar-gekrönten "Shine" bekannt wurde. Schuf Sardis in "Shine" mit dem 'verrückten' Musiker David Helfgott eine charismatische Hauptfigur, so verteilt er das Identifikationsangebot für die Zuschauer hier gleich auf drei Personen: den verklemmten Angelo, den Schönling Gino und die zauberhafte Rosetta. Und auch wenn wir Angelos Trick verurteilen, leiden wir mit ihm doch genauso viel wie mit der enttäuschten Rosetta und Gino, der sich aus Solidarität zu seinem Bruder und der Familie seine aufkeimende Liebe zu Rosetta nicht eingestehen will. Dass uns Angelos Schicksal so nahe geht, liegt vor allem an der überzeugenden Schauspielkunst von Giovanni Ribisi, einem der interessantesten Jung-Mimen Hollywoods. Gegen sein differenziertes Spiel haben Adam Garcia und Amelia Warner nur ihre optische Leinwandpräsenz entgegenzusetzen, die allerdings hübsch anzusehen ist. Wenn man einmal von der tragikomischen Figur Angelos absieht, wollte Sardis offensichtlich auch nicht mehr als einen nostalgischen Rückblick in jene Jahre, als Espresso-Maschinen und Frauen Mangelware in der neuen Heimat waren. Erstaunlicherweise reden sie alle, auch untereinander Englisch, was dem Film sicherlich auf dem internationalen Markt zugute kommt, ihm aber auch viel von einer stimmigen Atmosphäre nimmt. Die weichen Farb-Kompositionen von "Herr der Ringe"-Kameramann Andrew Lesnie und Stephen Warbecks einschmeichelnder Soundtrack halten ein wenig dagegen, verlieren sich aber allzusehr im Süßlichen. Aber irgendwie verzeiht man Spardis seine nahe an den Tränen und dem Kitsch gebaute Inszenierung, weil sie auf der Leinwand ein wenig jene "Sommergefühle" verbreitet, die wir vor dem Kino so sehnsüchtig vermissen.

(Rolf-Ruediger Hamacher)

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