Die Reise des jungen Che
USA/Deutschland/Großbritannien/Argentinien 2004, Laufzeit: 125 Min., FSK 6
Regie: Walter Salles
Darsteller: Gael Garcia Bernal, Rodrigo de la Serna, Mia Maestro, Ulises Dumont, Mercedes Morán, Jean Pierre Noher, Susana Lanteri, Gustavo Bueno, Jorge Chiarella
Auf einer schon gebrechlichen, Öl spuckenden 500er Norton starten die Studenten Granado und Guevara als übermütige Abenteurer von Buenos Aires Richtung Norden und müssen schon bald ordentlich Kilometer fressen, um ihre auf drei Monate ausgelegte Routenplanung einzuhalten. Doch bereits in Chile bleibt das auf Schnee- und Schotterpisten ordentlich geschundene Zweirad liegen und ihnen nichts, als auf die eigenen Füße und Daumen umzusatteln. Die Reisezeit wird so nicht eben verkürzt, die beiden aber kommen den Menschen und ihren Lebensbedingungen erheblich näher. In Peru schließlich beginnt der angehende Arzt während einer Hospitanz in einer Lepra-Station am Amazonas, die strenge Ordnung der Nonnen zu revolutionieren. Zwar bedient Walter Salles ("Central Station") mit seinem auf den jeweiligen Reiseerinnerungen von Guevara und Granado basierenden "Motorcycle Diaries" weiter den Mythos vom untadeligen Revolutionsführer, der hier insbesondere durch einen unbeugsam aufrichtigen Charakter auffällig wird. Über diesen Biopic-Aspekt hinaus aber gelingt dem brasilianischen Regisseur eine allgemeingültige, schlüssige Entwicklungsgeschichte, in der die Figuren nach lehrreichen Erfahrungen gereift ihr Leben fortsetzen. Nicht nur die (gerade heutzutage) als Traumtour geltende und malerisch eingefangene Reiseroute selbst fasziniert; besonders der Wandel vom touristischen Gefühl zum bedächtigeren Bereisen fremder Länder, das Eindrücke vermittelt, Erkenntnisse beschert und Haltungen verändern kann, ist überzeugend eingefangen. "Sie haben sich nicht geweigert zu sehen," formuliert Salles die innere Bereitschaft dazu treffend und versieht das Elend, das sie sahen, mit dokumentarischen Zügen, wenn er der Filmhandlung "rein improvisatorisches Material" aus von ihm forcierten Gesprächen seiner Schauspieler mit Einheimischen vor Ort einverleibt. Für sie lässt die große Veränderung weiterhin auf sich warten.
(Kirsten Dyrda)
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