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Die Polizistin
Deutschland 2000, Laufzeit: 98 Min.
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide, Axel Prahl, Jewgeni Sitjochin, Katrin Saß, Horst Krause, Martin Seifert, Klaus Manchen, Heidemarie Schneider, Ursula Werner, Peter Pauli, Eberhard Kirchberg, Eberhard Bremer

"Nachtgestalten" heißt sinnigerweise Andreas Dresens letzter, auf der Berlinale 1999 und auf vielen anderen Festivals preisgekrönter Film . Und zu diesen Nachtgestalten ist er jetzt zurückgekehrt -denn auch das Tagebuch der ehemaligen Polizistin Annegret Held, dass seinem neuen, mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Film , zugrunde liegt trägt den Titel "Meine Nachtgestalten". Den lose verwobenen Geschichten über eine Handvoll "Nachtgestalten" läßt Dresen nun das Porträt der jungen Polizistin Anne (Gabriela Maria Schmeide) folgen. Die es nach ihrer Ausbildung in Berlin in den Rostocker Plattenbau-Vorort Lütten-Klein verschlägt . Dort herrscht Armut, soziale Verwahrlosung und Kleinkriminalität. Wer es sich leisten kann, ist längst weggezogen.Und der Alltag von Anne und ihren Kollegen besteht aus dem Auflesen straffällig gewordener Minderjähriger, dem Streit-Schlichten zwischen Prostituierten und ihren Freiern , dem Einschreiten wegen Ruhestörung und ab und an mal der Jagd auf einen Einbrecher. Ausgerechnet in einen von diesen , den russischen Kleinkriminellen Jegor (Jevgenij Sitochin) verliebt sich Anne, als sie ihn an die Verantwortung für seinen unehelichen Sohn Benny erinnert, den sie wieder einmal beim Kaufhaus-Diebstahl erwischt hat. Da sie sich aber auch auf einen One-Night-Stand mit ihrem verheirateten Kollegen Mike (Axel Prahl) eingelassen hat, geraten nicht nur ihre Gefühle sondern auch ihr Unterscheidungsvermögen zwischen dienstlichen Pflichten und Privatleben durcheinander. Die Rückkehr des jungen deutschen Films zur Wirklichkeit , die Neuentdeckung des "Heimatfilms" der ganz anderen Art, das ist ein Qualitätsmerkmal, dass viele Filme der letzten beiden Jahre von Absolute Giganten" bis "Vergiss Amerika" auszeichnet. Und "Die Polizistin" klettert die Leiter noch ein Stück weiter herauf. Ohne das "Dogma"-Kino seiner dänischen Kollegen zu kopieren, ist Dresen hier eine deutsche Variante gelungen, die völlig unprätentiös und unangestrengt, fast wie beiläufig in ihrem Erzählstil daherkommt. Die wie ein zusätzlicher "Polizist" das Geschehen immer hautnah begleitende Kamera von Michael Hammon, der kaum künstliches Licht setzt, der die Konzentration auf das Wesentliche verstärkende Verzicht auf dramatisiernde oder emotionalisierende Musik und das wahrhaftige Spiel der bis in die Nebenrollen präzise besetzten Darsteller verstärken so den Eindruck des Dokumentarischen . Nie rutscht Dresens konzentrierte Inszenierung aber in die Plattheiten einer TV-Doku-Soap oder gar in eine ideologisch verbrämte Sozial-Romantik ab. Dresen interessiert sich - und da erinnern seine Filme mehr an die meisterlichen Sozialstudien der belgischen Brüder Dardenne ("Das Versprechen", "Rosetta") als an die Arbeiter-Porträts englischer Filmemacher - vor allem für die innere Zerrissenheit seiner Figuren, ihre Einsamkeit ,ihre Schwächen aber auch für ihre kleinen Fluchten und Hoffnungen. Und da er mit der vom Theater kommenden Gabriela Maria Schmeide eine Schauspielerin für den Film entdeckt hat, die ihre Rolle spielt, als sei sie Zeit ihres Berufslebens Polizistin , schenkt er dem Zuschauer das im heutigen "Techno-Kino" selten erlebte Gefühl, "echten" Menschen auf der Leinwand zu begegnen. Neben Katrin Sass´"Heidi M.", die hier übrigens auch eine kleine, prägnante Nebenrolle spielt, ist Gabriela Maria Schmeides Polizistin eine der Interessantesten Frauenfiguren, die der junge deutsche Film je hervorgebracht hat . Das soll allerdings nicht die ebenso überzeugenden Leistungen von Gabriela Maria Schmeides männlichen Kollegen schmälern, von denen besonders Axel Prahl seinen Mike mit jener Mischung aus Spiessigkeit und Gutmütigkeit ausstattet, wie man sie "Dorfpolizisten" schon immer zugeschrieben hat. Auch in seiner Figur spiegelt sich die Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit von Dresens Inszenierung wieder, die "kleine" Polizistin" zu einem großen Film machen.

(Rolf-Ruediger Hamacher)

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