
Der Vorname
Deutschland 2018, Laufzeit: 91 Min., FSK 6
Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi
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Ein Abendessen zu fünft artet aus
Dem Kind einen Namen geben
„Der Vorname“ von Sönke Wortmann
Wenn sich im französischen Film die Bourgeoisie um den Esstisch versammelt, ist mit viel Alkohol, Amouren und Affären zu rechnen. Auf dem Land fällt das luftig aus, in der Stadt etwas philosophischer. Der Kinofilm „Le Prénom“ aus dem Jahr 2012 spielt in einem Pariser Apartment. Sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland wurde die Boulevard-Komödie zuvor erfolgreich fürs Theater inszeniert. Das deutsche Remake „Der Vorname“ von Sönke Wortmann spielt in Bonn. Die Einleitung, die Fahrt eines Pizzaboten durch Bonner Straßen, alle nach berühmten Männern benannt (Clara Schumann hat es nur in die Vorstadt geschafft), macht klar, wie wichtig der Name als Distinktionsmerkmal ist.
Elisabeth (Caroline Peters), die Erzählerin, erwartet mit ihrem Mann Stephan (Christoph Maria Herbst) Besuch zum Abendessen. Als erster trifft ihr bester Freund aus Kinderzeiten ein, Klarinettist René (Justus von Dohnányi), kurz darauf Elisabeths Bruder Thomas (Florian David Fitz) und mit einer Stunde Verspätung dessen Ehefrau Anna (Janina Uhse). Sie ist schwanger, und der geplante Vorname des Kindes, politisch gänzlich unkorrekt, sorgt zunächst für großes Rätselraten und nach der Verkündung (Adolf!) für Auseinandersetzungen. Dass diese unterhaltsam ausfallen, ist garantiert, denn Stephan ist Literaturprofessor, ergo gebildet, leider auch überheblich, und er kennt sich verdammt gut mit Sprache und Geschichte aus. Ist es also wichtig, ob das Kind Alexander, Aristoteles oder André heißt? Und gibt es Namen, die gar nicht gehen? Nebenbei gesagt: Die Kinder des Gastgeberpaars heißen Antigone und Caius. Die Namensdebatte ist letztlich jedoch nur Anlass zur Konfrontation zwischen den fünf Beteiligten, die sich, man ahnt es, nicht immer so wohlgesonnen sind wie behauptet. Zwar dreht sich der Streit zu Beginn um Politik und Geschichte, doch bald wird es persönlich.
Konfrontationen dieser Art kennen wir aus „Der Gott des Gemetzels“, „The Party“ oder „Frau Müller muss weg“, dieser ist vom gleichen Regisseur. Bei „Der Vorname“ kann Wortmann auf eine gelungen „eingedeutschte“ Vorlage von Claudius Pläging bauen. Der besserwisserische Bildungsbürger, die vernachlässigste Lehrerin, der erfolgreiche Investmentberater, der gutmütig gefühlvolle Orchestermusiker und die unterschätzte Schauspielerin haben ihre französischen Ursprünge abgelegt, sind sehr deutsch. Es wird auch nur indisches Curry gereicht, und der Wein wird mangels Qualität zwar zum Streitpunkt, wird aber dennoch getrunken – in Frankreich undenkbar.
Das Bonner Einfamilienhaus wird von Kameramann Jo Heim und der zweiten Kamera ebenso liebevoll ins Bild gesetzt wie die durchgehend glänzenden Akteure – auch wenn die Frauenfiguren in der zweiten Reihe stehen, beziehungsweise am Herd. Der Hauptkonflikt jedenfalls spielt sich zunächst zwischen Stephan und Thomas ab, die sich schwungvoll die Pointen und Gemeinheiten um die Ohren hauen. Doch auch die anderen liefern sich bemerkenswerte und manchmal überraschende Dialoge. „Der Vorname“ ist von der ersten bis zur letzten Minute unterhaltsam und gut anzuschauen.
(Ingrid Bartsch)

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