Brother (2000)
Japan/USA 2000, Laufzeit: 112 Min., FSK 18
Regie: Takeshi Kitano
Darsteller: Takeshi Kitano, Omar Epps, Masaya Kato, Kuroudo Maki, Susumu Terajima, Royale Watkins, Lombardo Boyar, Ryo Ishibashi, James Shigeta, Tatyana Ali
Nach einem Bandenkrieg in Tokio setzt sich der Yakuza-Leibwächter Yamamoto nach Los Angeles ab, wo sein jüngerer Bruder Ken lebt, der mit einem Freund zusammen Drogendeals für die Mafia erledigt. Yamamoto beschließt, den beiden zu zeigen, wie man mit den Spielregeln der Yakuza amerikanische Syndikate unterwandern und für sich selbst den größten Stück vom Kuchen abschneiden kann. Er schafft es tatsächlich, sich zu etablieren und zu expandieren, verliert aber schon bald die Übersicht über seine Gang. Da sich Yamamoto auf den absoluten Ehrenkodex der Yakuza verläßt, entgeht ihm, daß die Mafia längst gegen ihn arbeitet. Offenen Auges läuft Yamamoto in seinen Untergang, da er nicht erkennen kann und will, daß sich die Zeiten geändert haben und blinder Gehorsam längst nicht alles ist. Wieder einmal befaßt sich Takeshi Kitano ("Hana-Bi") in seinen Filmen mit der Yakuza, dem organisierten Verbrechen in Japan, das einer extrem strengen Hierarchie folgt. Dabei steht für Kitano nicht wirklich die Yakuza im Mittelpunkt, vielmehr ist sie eigentlich nur das Symbol für die japanische Gesellschaft, die in überholten Strukturen erstarrt ist und eine leichte Beute werden kann, da blindlings alten Wertvorstellungen gehuldigt wird, ohne die Zeichen der Zeit zu erkennen. Wie der Yakuza droht auch ihr in einer immer komplexeren Welt die Vereinsamung und letztlich der Untergang. Kitano, der nicht nur Garant für gute Filme ist, sondern mit der Gameshow "Takeshi¹s Castle" (hierzulande regelmäßig auf DSF zu sehen) ganz besonders eindringlich das Lemminghafte der japanischen Kultur vor Augen geführt hat, legt mit "Brother" einen sehenswerten Film vor. Allmählich sollte er jedoch seine Kritik an festgefahren Strukturen selbst auch einmal, denn "Brother" ist immerhin bereits sein neunter Film in Personalunion als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller. Mehr Distanz wäre hier angebracht, sonst könnte es Kitano passieren, daß er sich über kurz oder lang in seinen eigenen Denkstrukturen mattsetzt.
(Ralph Sander)
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24