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Paula Scherf
Foto: André Lehnert, Copyright: Disdance Project

Die KI spricht mit

30. September 2024

Franz Kafkas „Der Bau“ in der Alten Wursterei in Köln – Prolog 10/24

Klappe zu, Schotten dicht. Jetzt ist Schicht im Schacht. Keiner kann mehr stören, keiner soll mehr stören. Jetzt herrscht Ruhe. Obwohl, wirklich? Wie sicher ist sicher? Sicher genug? In Franz Kafkas Erzählung „Der Bau“ stellt sich ein Tier genau diese Fragen, während es nach dem perfekten Schutz für seinen Erdbau sucht und dabei zunehmend paranoid wird. Jetzt hat das Kölner Duo Disdance Project aus André Lehnert und Paula Scherf passend zum Kafka-Jahr diesen Stoff als Ausgangspunkt für eine Darstellung heutiger Sorgen und Ängsten gewählt, in der Filterblasen und Eskapismus ebenso eine Rolle spielen sollen wie der manische Wunsch nach Kontrolle und der Ausschluss alles Fremden. „All diese Themen sind in diesen Text eingebaut“, erklärt Lehnert. „Angesichts der zunehmenden Abschottung der Menschen, sowohl auf europäischer und nationaler Ebene als auch im privaten Raum, ist dieses zeitlose Meisterwerk daher relevanter denn je.“

Für die Umsetzung setzen Lehnert und Scherf nicht nur auf die Mittel von Schauspiel und Tanz, sondern auch auf die Interaktion mit dem Publikum. Und auf die Hilfe einer KI. „Das Publikum soll während der Aufführung über unsere Homepage zu verschiedenen Aspekten wie etwa dem eigenen Sicherheitsempfinden Stellung beziehen“, führt Lehnert aus. „Diese Beiträge wollen wir – ähnlich wie bei unserem Stück ‚Störfall‘ – in die Inszenierung integrieren. Dazu haben wir eine KI programmiert, die mit der Stimme von Paula die Texte in gesprochene Sprache umwandelt, so dass wir sie jederzeit einspielen können.“ Scherf fährt fort: „Wir haben der KI dabei verschiedene Emotionen beigebracht, so dass im besten Fall zwischen den Tonspuren und der Live-Performance kein hörbarer Unterschied festzustellen ist.“ Ergänzt wird dies durch diverse Videos, mit denen Lehnert und Scherf die Macht von Influencerinnen und Influencern aufs Korn nehmen. „Das macht gerade unglaublich großen Spaß, weil wir so ziemlich alle Klischees bedienen dürfen“, so Lehnert. „Für uns ist wichtig, dass wir keinen intellektuellen Abend gestalten, sondern schon wollen, dass bei uns auch gelacht wird. Andererseits hoffen wir, dass die Besucherinnen und Besucher mit uns und miteinander ins Gespräch kommen und sich Gedanken über willkürliche und unwillkürliche Ausgrenzung und die eigene Position in Sachen Sicherheit machen.“

Disdance Project: „Der Bau“ | 10. (P), 12.10.,  8.11. 19.45 Uhr | Alte Wursterei Köln | 0221 16 90 93 79

Thomas Kölsch

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