Die Stimmung war weihnachtlich an diesem Nikolaustag. Die Prominenz groß bei der Pressekonferenz der Kölner Aidshilfe. Das Thema ernst. Dennoch wurden ein paar Witzeleien gemacht. Immerhin hätte Dirk Bach das auch getan. Es ging um die Hilfe und Unterstützung Aids-Kranker und das lebendige Erbe Dirk Bachs nach seinem Tod. Zeit seines Lebens hat sich der Komiker mit Herz und Humor, manchmal auch gegen den Strom, für Aids-Kranke stark gemacht. Nun soll nach seinem Lebensende sein Engagement weiterleben in Form eines ihm gewidmeten Hauses. Margarethe Schreinemakers, Hella von Sinnen, Bernd von Fehrn, Janine Kunze – alle sind Botschafter des Dirk Bach-Hauses und unterstützen das Projekt. 100.000 Euro sollen durch diese Spendenaktion gesammelt werden.
HIV-positive Menschen haben heutzutage dank effektiver Medikamente eine beinahe genauso hohe Lebenserwartung wie gesunde. Doch das wirft auch Fragen über das Älterwerden dieser Patienten auf und wie wir als Gesellschaft damit umgehen. Noch immer gibt es Diskriminierung gegenüber Infizierten, viele Ängste und großes Unwissen. All dem soll das Dirk Bach-Haus entgegenwirken. In der Prävention von HIV werde bereits „eine Menge getan“, so Botschafter Bernd von Fehrn, auch bekannt als Wanda Rumor, „im tatsächlichen Umgang mit Infizierten jedoch leider nicht genug.“ Da mangele es immer noch an Wissen und an Geld. Eine Million Euro müssen insgesamt gesammelt werden, damit das Haus tatsächlich gebaut werden kann und nicht nur Fiktion bleibt. Dirk Bachs Bauch in Bronze soll dazu beitragen. Gestiftet hat die Dirk-Bach-Bronzefigur der Künstler und Bildhauer Hannes Helmke. Sie ist klein und nackt mit einem dicklichen Schlemmer-Bauch, aber sie hat es in sich: Für 10.000 Euro erhalten die ersten zehn Spender eine von 11 limitierten Figuren. In den nächsten Wochen plant die Aidshilfe, potenzielle Spender anzusprechen. Diese können sich den kleinen Manneken Bach dann ins Regal stellen.
Moderatorin und Möbeldesignerin Margarethe Schreinemakers griff gleich beherzt zu, sie spendete die ersten 10.000 Euro. Sie hatte dann auch unmittelbar noch eine weitere gute Idee, kreiert sie derzeit doch einen „Gay-Chair“, den sie, angelehnt an Dirk Bach, während der Kölner Möbelmesse im Januar versteigern möchte. „Er soll so richtig schön gay aussehen“, lachte sie. „Mit einer knallbunten Kuscheldecke drauf.“ Der Erlös daraus soll ebenfalls in Bachs Lebenshaus fließen, denn Schreinemakers möchte mindestens so etwas wie das gesamte Garagentor von seinem Haus zum Leben erwecken. Gelächter. Im Herbst 2016 sollen die Bauarbeiten für das Dirk Bach-Haus beginnen. Hoffen wir, dass es nicht nur Fiktion bleibt. „Wir können und dürfen jetzt nicht aufhören“, so Margarethe Schreinemakers. „Wenn wir seinem Weg nicht folgen, dann ist er wirklich tot.“
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