Die Texte von Erfolg und dem besten Damenchor aller Zeiten sind … hm … schräg, die Musik ist minimalistischer Schönklang. Man konnte schon kalauern, dass es wegen Erfolg kein neues Album von The Chap gibt. Denn Erfolg ist das neue Projekt von Johannes von Weizsäcker. Dabei ist allgemein bekannt, dass die Tragik der deutsch-britisch-griechischen Band The Chap darin liegt, dass ihr umwerfender, hymnischer Pop entgegen jeder Wahrscheinlich nicht megaerfolgreich ist. Sie machen aber trotzdem unverdrossen weiter und nun erscheint mit ihrem sechsten Album „The Show Must Go“ ein garstiges ‚Trotzdem‘. Kantiger, experimenteller, noisiger als bisher schmirgeln sie sich durch 17 neue Stücke, die trotz aller Störgeräusche immer noch Hymnen sind, auch wenn die noch mehr stolpern als bislang. Der schräge Humor ist aber sowohl den zarteren Erfolg als auch den krachigeren Chap gemein (Lo). Die Trash-Metal-Helden Slayer veröffentlichen mit „Repentless“ ihr elftes Studiolbum. Gitarrist gestorben, Schlagzeuger wieder weg – kein leichtes Unterfangen. Aber auch nach 34 Jahren und nur noch der Hälfte der Gründungsmitglieder – die andere Hälfte kommt nun von Exodus – prügeln sie sich grundsolide bis mächtig avanciert durch zwölf neue Stücke. Und auch das Cover-Artwork knüpft an ihre besten Zeiten an (Nuclear Blast).
1977 haben Marc Hollander und Vincent Kenis als Aksak Maboul eine schwer vom Jazz Rock der Canterburry Szene, vor allem Henry Cow (Fred Frith, Chris Cutler), beeinflusste Musik entworfen, die ihrerseits Musik aller Welt einbezog und außerdem mit Elektronik experimentierte. So hört man auf „Onze Danses pour Combattre la Migraine“ nicht nur perkussive Elemente und Arabesken, sondern auch eine pluckernde Rhythmusbox, die bei einem Stück wie „Saure Gurke“ mit seiner Dreiakkordfolge direkt auf Detroit-Techno verweist. Ein Füllhorn, das erahnen ließ, was dann kommen sollte: Ein weiteres Album wurde 1980 mit Frith und Cutler aufgenommen, schließlich fusionierte man mit der Band Les Tueurs De La Lune De Miel zu The Honeymoon Killers, die 1981 ein großartiges Punk-Pop-Album veröffentlichten. Hollander gründete folgerichtig das Label Crammed Discs für unabhängige Musik aus aller Welt, wo sich Pop, Experimentelles und Folklore aus aller Welt vereinen konnten. Wie schon auf „Onze Danses ...“, das nun erstmals seit 1977 im schönen Originalcover auf Vinyl wiederveröffentlicht wird (Crammed Discs).
Frank Apunkt Schneider rekapituliert in „Deutschpop halt‘s Maul!“ die Entwicklung der Popmusik in Deutschland: von der Begeisterung für angloamerikanischen Pop in den 50er und 60er Jahren als eine Art Reeducation-Programm, das sich gegen die Vergangenheit stellt, über die Aneignung der deutschen Sprache durch eine Band wie Ton Steine Scherben Anfang der 70er, die dem Alltagsgebrauch geschuldet ist, zur Verfremdung durch die NDW-Avantgarde, die Dissens zum Mainstream anstrebt, was sich noch mal in der Intellektualität der Hamburger Schule wiederholt, während ab Mitte der 90er die deutschsprachige Popmusik systemstabilisierend wird und einen Schulterschluss mit Mainstream und Politik eingeht. Für Schneider ist das der Beginn einer Koalition, die direkt zu den Deutschtümeleien von Mia und Sportfreunde Stiller führt. Schneiders Plädoyer „Für eine Ästhetik der Verkrampfung“ – so der Untertitel – wagt einige Steile Thesen und spart nicht an Polemik, verfolgt aber einen interessanten und gar nicht so abwegigen Faden (testcard zwergobst).
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