Johnny Cash war trotz aller Skandale und persönlichen Probleme die Konsensfigur des Country, sowohl von Country-Fans verehrt für seine ‚realness‘, als auch von allen anderen für seine ‚coolness‘. Als ihn Anfang der 90er Jahre der Hip-Hop- und Metal-Produzent Rick Rubin kontaktiert, hat er gerade eine Karriereflaute. Doch die mit Rubin gestartete Serie American Recordings wird ein großer Erfolg. Auf sechs Alben, die teilweise erst posthum erschienen, erinnert sich Cash mal mit minimalistischem Setting – nur Stimme und Gitarre – an seine Roots. Mal würdigt er Kollegen mit seinen erdigen, dezent von Tom Petty & The Heartbreakers und anderen Gästen instrumentierten Coverversionen, darunter u.a. Nick Caves „The Mercy Seat“, das tief berührende „Hurt“ der NineInchNails oder Depeche Modes „Personal Jesus“. Zu der Serie zählen der Titel gebende Auftakt „American Recordings“ und die Nachfolger „Unchained“, „Solitary Man“, „The Man Comes Around“, „A Hundred Highways“ und „Ain‘t No Grave“ – alles zusammen 80 erdige Stücke mit der zunehmend vom Alter gezeichneten Stimme der 2003 gestorbenen Country-Legende. Nun erscheint die gesamte Serie als Limited Edition auf sieben 180g-Vinylalben, die in einem – klar: pechschwarzen Leinenschuber zusammengefasst werden. Dieses Vermächtnis ist nicht nur stilvoll und opulent, sondern auch schwer wie ein … pardon: Grabstein (Universal).
Mit „The Shakes“ knüpft Matthew Herbert neun Jahre nach seinem letzten tanzbaren Album – dazwischen liegen konzeptuelle Projekte und Klassik-Interpretationen – scheinbar an seine älteren House-Alben an, und auch seine Big-Band-Phase klingt durch. Disco und R‘n’B sind aber ebenso präsent, und in der zweiten Albumhälfte muss man die Clubtauglichkeit wieder in dicke Anführungszeichen setzen. Aber genau diese Freiheit, die Experimentierfreude als auch der freudige Anschluss an das Popuniversum machen auch dieses Album wieder zu einer großen Entdeckungsreise (Caroline). DJ Koze darf die 50. Ausgabe der Mix-Reihe „DJ-Kicks“ bestreiten. Das ist nur gerecht, macht er sich doch immer besonders viel Mühe, editiert Songs neu im „Kosi-Edit“, legt mehrere Tracks übereinander und Mixt Genres zu einem organischen Ganzen, wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Der weiche Teppich, den er hier webt, verbindet Hip-Hop mit Techno mit Soul mit Electronica und dem obligatorischen DJ-Kick Exklusiv-Track des DJs – beseelt (!K7).
Die Kumbia Queers sind – das legt der Name nahe – eine queere Cumbia Band. Die sechs argentinischen Musikerinnen, die aus dem Punk kommen, legen nicht nur auf billige Synthie-Sounds wert, sondern pflegen auch ein merkwürdig verschlepptes Tempo, das ihren Stücken eine leicht hypnotische Stimmung verleiht. Auf ihrem vierten Album verzichten sie inzwischen komplett auf Coverversionen und spielen nur noch Eigenkompositionen (Ortoplaneta). Und jetzt was mal ganz anderes – für die Ferien, für die Kinder: Cafe Unterzucker hat zuletzt die Nachbarschafts-CD „Leiser“ veröffentlicht – jetzt folgt mit „Bitte, Mammi, hol mich ab!“ ein Konzeptalbum mit „kindischen Urlaubsliedern“. Die Band um Tobias Weber (Musik) und Richard Oehmann (Text), zu der auch der Notwist-Bassist Micha Acher zählt, hat sich ungesüßte Kinderkultur auf die Fahnen geschrieben. Ihr musikalisches Spektrum umfasst Seemannslieder, Bluegrass, Rock‘n’Roll und allerlei lustige musikalische Querschläger, darunter auch der bayerisch-balkanische Hit „Autogrill“ mit dem Mitsing-Refrain „Wann samma denn do“ (Trikont).
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