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Hedwig Klöckner-Triebe, o.T., 1978, Wirkerei, 33 x 49,5 cm, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund
© Nachlass Hedwig Klöckner-Triebe; Foto: Madeleine-Annette Albrecht

Angewandt und frei

09. Februar 2015

Das textile Wandbild im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund – Kunst in NRW 02/15

Ein schönes Thema, vorgestellt aus einem konkreten Anlass. Zur Auskleidung des Foyers des 1966 eröffneten Dortmunder Opernhauses waren von der Stadt, infolge eines Wettbewerbes, sechs Tapisserien von Hubert Berke, Harry Fränkel und Elisabeth Kadow erworben worden; die Entwürfe der Künstler wurden ab 1963 in der angesehenen Nürnberger Gobelinmanufaktur angefertigt. Diese monumentalen Wandbilder, von denen fünf erhalten sind, konnten nun, mit öffentlicher Förderung, restauriert werden. Sie bilden das Zentrum der umfassenden Wechselausstellung, die um zusätzliche Exponate, auch Entwürfe und Leinwand-Malereien einzelner Künstler erweitert wurde. Insgesamt erhält man einen guten, großzügigen, dabei vertiefenden Einblick in diese dekorative Kunst, welche die Spezifika des Mediums in ihre Ausdruckssprache einbezieht. Man muss sich einsehen. Verstärkt noch durch die (konservatorisch bedingte) Reduktion der Luxzahl liegt der Hauch des Vergangenen auf den textilen Bildern, auch deshalb, weil es heute nicht mehr üblich ist, Räume mit Tapisserien auszugestalten, und dies nur mehr eine Erinnerung an frühere Zeiten ist.

Die Bildsprache der Künstler lässt sich häufig dem Konstruktiven zurechnen, andere Werke (etwa von den als Maler wohl bekanntesten Künstlern Hubert Berke und Werner Woty) sind in der Abstraktion der 1950er/1960er Jahre verwurzelt. Nur bedingt lässt die Weberei einen Duktus zu bzw. dieser verliert das Spontane, der Eindruck der „Kunstfertigkeit“ bleibt allgegenwärtig, zulasten der Wahrnehmung der Autonomie des Bildaufbaus. Aber das sind Eindrücke mit heutigen Augen, die dem Reichtum der hier realisierten Möglichkeiten, dem Poetischen und Schwebenden nicht gerecht werden. In ihrer Zeit waren diese Wandbilder aktuell und frisch, entworfen von hoch angesehenen Künstlern, die zwischen freier künstlerischer Formulierung und dem gesellschaftlichen Anspruch zu vermitteln hatten. Und neben den großen repräsentativen Bildern gibt es die kleinen, mitunter fast miniaturhaften Darstellungen und so reizvolle Varianten wie die Schattenstickerei, die ebenfalls gezeigt werden. Eigentlich eine tolle Ausstellung.

„Textil. Bild. Kunst. Das textile Wandbild nach 1945“ | bis 22.3. | Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund | 0231 502 55 25

Thomas Hirsch

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