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Bilder mit Sprache

30. Juli 2015

Joan Miró in Düsseldorf – Kunst in NRW 08/15

Fraglos gehört der Katalane Joan Miró (1893-1983) mit seiner Malerei bis heute zu den weltweit populärsten Künstlern. Sein Vokabular aus starkfarbigen biomorphen Formationen und feinen Linienverläufen, das an Natur, Landschaft, Wolken und den Sternenhimmel erinnert, ist in seiner Abstraktion ebenso ein Meilenstein der Moderne wie es eine spielerische Leichtigkeit und Anschaulichkeit bewahrt. – Es gehört zum Programm der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, die großen Künstler der Moderne neu zu sehen und als Avantgarde ihrer Zeit vorzustellen. Nach Ausstellungen etwa mit Alexander Calder, Wassily Kandinsky und mit Paul Klee, die mit ähnlich gelagerten Bildlösungen die Kunst des 20. Jahrhunderts revolutioniert haben, ist nun also ein Überblick über Mirós Malerei, Zeichnung und druckgraphische Arbeit zu sehen, der unter dem Thema seiner Beschäftigung mit der Literatur und der Schrift steht. So wurde Miró dadurch zu Bildern inspiriert, er integriert Schrift in die Darstellungen und hat auch gezielt mit Schriftstellern zusammengearbeitet. Weiterhin hat er Druckgraphiken auf Texte hin geschaffen. Dies führt noch zu seinen Malbüchern. Auch diese werden nun in Düsseldorf vorgestellt.

Seit Beginn der 1920er Jahre kanalisiert sich Mirós Interesse an moderner Literatur. In Paris, wo er in dieser Zeit lebt, tauscht er sich sogar stärker mit den dortigen Schriftstellern aus als mit den Künstlern. Insbesondere Dada und Surrealismus beeinflussen ihn. In seinen frühen realistischen Malereien finden sich inmitten von Interieurs Buchumschläge, die Hinweise auf die Lektüre liefern, die ihn begeistert. Ab Mitte der 20er erstellt Miró „Bildgedichte“, bei denen er Schrift und visuelle Motivik gleichberechtigt verwebt. Richtig interessant wird es dann natürlich, als er den Realismus hinter sich lässt und auch die Sprache zu Schriftzeichen und Kalligraphie abstrahiert. Man kann die Düsseldorfer Ausstellung aber auch rein unter dem Aspekt der Malerei anschauen. Sensationell kühn ist ein Gemälde von 1925, das nichts als eine himmelblaue, in bewegtem Duktus aufgetragene Fläche zeigt, die sich über das ganze Bild zieht. Nur links oben findet sich eine kleine Scheibe, die schwarz und weiß angemalt ist: wie ein Hinweis auf die späteren Himmelsgestirne in Mirós Kunst und übrigens auch darauf, dass auch die Avantgarde der Schriftsteller seine Bilder gesammelt hat. Im Spätwerk wird Miró in seiner Malerei – auch um seinem Protest gegen Franco Ausdruck zu verleihen – expressiv und geradezu spröde. Die Formate werden größer und die Farben gedeckt, oft dunkel. Auch da verwendet Miró Schrift, etwa als staksige, zornige Druckbuchstaben über dem Malgrund. Schrift wird nun für Miró zum ausschließlichen Motiv: inhaltsreich wie schon zuvor.

„Miró. Malerei als Poesie“ | bis 27.9. | Kunstsammlung NRW K20 in Düsseldorf | 0211 838 12 04

THOMAS HIRSCH

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