Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.582 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Abstraktion der Geschwindigkeit

17. November 2021

Georges Braque's Kubismus in Düsseldorf – Kunst in NRW 11/21

Braque war der Stille und Bedächtige, auch in seiner Malerei. Picasso hingegen war der „Macher“, der emsig arbeitete und sich öffentlich in Szene setzte. Und so kommt es, dass Braque (1882-1963) als „Mit-Erfinder“ des Kubismus gegenüber seinem Freund Pablo Picasso in den Hintergrund tritt.

Umso notwendiger ist nun die Ausstellung seiner Malereien und Collagen, die in der Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz in Düsseldorf zu sehen ist. Sie konzentriert sich auf die Jahre von 1906 bis 1914, in denen Braque, ab 1907 im Austausch mit Picasso, diese Richtung der Avantgarde sukzessive entwickelte. Aus der Luft fiel der Kubismus nicht: Er reflektiert das neue Sehen, das mit dem technischen Fortschritt einher geht, etwa den Erfindungen des Autos und des Flugzeugs, den neuen Bildtechniken des Kinos und dem Hochhausbau mit dem Ergebnis, dass die Landschaft durch Stege geometrisiert ist und die visuellen Sensationen im raschen Tempo verschmelzen.

Nachdem schon der Impressionismus Pionierarbeit für das Sehen geleistet hatte, haben Braque und Picasso, ausgehend vom Fauvismus, innerhalb weniger Jahre in mehreren Schritten ihre Collagen und ihre Malerei verwirklicht. Die Düsseldorfer Ausstellung vollzieht diese Entwicklung noch mit Gemälden von Künstlern wie Matisse, André Derain oder Cézanne nach und begleitet sie mit Text- und Zeittafeln und Filmausschnitten dieser Pionierzeit. Spannend ist die Ausstellungsarchitektur, deren Wabenstruktur der Armory Show in New York 1913 entlehnt ist, bei der der Kubismus bekannt wurde. Und dann steht man plötzlich vor Braques kubistischen Meisterwerken: nur einigen wenigen Bildern, einfach weil es nicht viele gibt. Meist handelt es sich, gehüllt in Brauntöne, um Landschaften und Stillleben, die rhythmisiert, zerschnitten, als Konturen und Schatten versetzt und neu kombiniert sind und so eine Multiperspektivität und Simultaneität initiieren, zwischen denen Buchstaben, Flaschen, Fische oder Häuser oder Musikinstrumente auftauchen, und so radikal und aufregend das selbst heute noch wirkt: entstanden sind diese Bilder vor über einem Jahrhundert.

Georges Braque | bis 23.1. | K20 Kunstsammlung NRW in Düsseldorf | 0211 838 12 04

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Am Anfang der Abstraktion
Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24

Puls des Lebens
Chaïm Soutine im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/23

Farben des Lichts
Etel Adnan im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/23

Bäume und Linien
Piet Mondrian in Düsseldorf – Kunst in NRW 01/23

Himmel und Erde
„Lygia Pape – The Skin of All“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/22

Ein neuer Blick auf die Kunst
Eine „ex-zentrische Moderne“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/19

Aus der Ferne sehr nah
Andreas Gursky in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/16

Ganz still
Agnes Martin in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/16

Bilder mit Sprache
Joan Miró in Düsseldorf – Kunst in NRW 08/15

Meilensteine der Avantgarde
Günther Uecker in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/15

Kunst.

HINWEIS