Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.583 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Okay – optisch recht ansprechend
Bild: EllerGraphics / Adobe Stock

Vom Winde versorgt

25. Oktober 2021

Nachhaltige Energien im Diskurs – Glosse

In einem teutonischen Wald trafen sich die Vertreter eines gespaltenen Landes. Immerhin konnten die Grünen mit ihren Windenergien und ihrer Solartechnik offenbar erste Erfolge in Sachen Klimaziele verbuchen. Zeit für Luftsprünge? Klimatisch betrachtet sind diese Arten der Energiegewinnung jedenfalls ungefährlicher als herkömmliche. Von Atommüll und Endablagerung mal ganz zu schweigen. Dennoch werfen sie offenbar Probleme und Fragen auf – zum Beispiel: Ist Deutschland windig genug? Oder: Lacht die Sonne in diesem Land satt genug, um die deutsche Seele durch Öko-Energie fleißig bügeln zu lassen? Ganz unberechtigt ist diese Frage nicht, in Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland nicht Mexiko heißt oder es Wirbelstürme wie in Florida gab. Andererseits weht der Wind spätestens seit der Klimakrise selbst in einem wettertechnisch gemäßigten Land wie Deutschland gelegentlich heftiger.

Es geht auch ohne Strom

Angesichts der Erderwärmung scheint auch der Feuerball im Hochsommer bisweilen glühender, sodass man das Gefühl bekommt, man bräuchte bald gar keinen Strom mehr. Schließlich ist man inzwischen fast schon im Stande, das Essen einfach auf dem heimischen Balkon zu garen. Ein häufig genannter Kritikpunkt der erneuerbaren Energien ist der, dass Windräder nicht schön anzusehen seien und die Umwelt zerstören – dabei kommen die Beschwerden nicht selten aus rechts geföhnten Windlagern. Zudem werde der Abstand zu den menschlichen Siedlungen nicht eingehalten. Und grüne Energie sei schließlich auch teurer. Das mag teils wahr sein, aber seit wann werden Kernkraftwerke als optisch ansprechend betitelt? Und hätte ein Atomkraftwerkunfall nicht fatalere Konsequenzen?

Hübsche Kernkraftwerke

So ist auch die AfD als Klimakrisenleugner-Partei in Windeseile zu dieser Waldbegegnung gekommen, setzt sie sich im Wahlkampf doch leidenschaftlich gegen erneuerbare Energien ein. Das Argument der vermeintlichen Alternative gegen den Ökostrom: Windige Energie brächte den deutschen Baum massiv in Gefahr. Aber nur den inländischen – nicht den ausländischen! Eifrig machen sie sich an die Arbeit, mit einem Messband bewaffnet, mit dessen Hilfe die Parteimitglieder akribisch den Abstand zur Siedlung zu ermitteln versuchen. „Abstand – auch vor Windrädern!“ steht auf ihrem Plakat. Sowie: „Wenn ich eine doofe Maske tragen muss, dann bitte auch Euer hässlicher Windmotor.“ Schließlich durchbohre die grüne Windkraft den deutschen Baum, dabei zum Mörder der eigenen Eiche werdend. Theatralisch mit Songs wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ wird gegen Windenergie angeblasen, um die parteieigene Back-To-The-Roots-Politik zu demonstrieren.

Unterbrochen wird die Veranstaltung schließlich durch einen plötzlich aufkommenden Sturm, der die Windräder nun sehr gut funktionieren lässt, drehen sie wortwörtlich am Rad. Schade nur, dass die von der AfD aufgesetzten Masken die Windkrafträder verheddern lassen. So durchbohrt der grüne Windreifen als Dolchstoßlegende für immer die deutsche Buche.


GRÜNE ENERGIE 2030 - Aktiv im Thema

klimawende.koeln | Die Kölner Bürgerbewegung Klimawende setzt sich mit einem Bürgerbegehren für die vollständige Versorgung mit Ökostrom bis 2030 sein.
ende-gelaende.org | Die Bewegung Ende Gelände kämpft für einen konsequenten Ausstieg aus der Kohle- und Atomkraft.
alle-doerfer-bleiben.de | Deutschlandweites Bündnis für den Erhalt der vom Braunkohleabbau bedrohten Dörfer.

Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@choices.de

Rebecca Ramlow

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Die leisen und die großen Töne

Lesen Sie dazu auch:

Die Erwartungen sind gering
Kulturschaffende in der Energiekrise – Spezial 09/22

Dunkle Fassaden
Das Theater und die Energiekrise – Theater in NRW 09/22

Auf Pusteblumen in die Zukunft
Intro – Grüne Energie 2030

E-Autos auf Kohlestrom
Der stockende Ausbau der Windenergie konterkariert die Energie- und Verkehrswende – Teil 1: Leitartikel

„Windenergie verfünffachen“
Ingenieur Jonas Ott über den Stand der Windenergie in Deutschland – Teil 1: Interview

Im deutschen Stromsee
Der Weg zum nachhaltigen Strommix am Beispiel des Kölner Energieanbieters Yello – Teil 1: Lokale Initiativen

Die Sonne und Du
Chancen der Solarenergie – Teil 2: Leitartikel

„Man hat die Solarbranche geopfert“
Energie-Experte Volker Quaschning über Solarenergie – Teil 2: Interview

Immer mehr Tropfen auf dem heißen Stein
Die Stadtwerke im Ruhrgebiet leisten als lokale Treiber einen Beitrag zur Energiewende – Teil 2: Lokale Initiativen

Was Musik, Film und Energietechnik gemeinsam haben
Die Zukunft der Energie ist vielfältig und nicht fehlerfrei. Gut so! – Teil 3: Leitartikel

„Eine Mammutaufgabe für die nächsten 30 Jahre“
Der Energie-Experte Markus Hölzle über Energiewende und Brennstoffzellen – Teil 3: Interview

Energiemix mit wärmendem Müll
Nachhaltige Versorgung in Wuppertal durch das Abfallwerk Korzert – Teil 3: Lokale Initiativen

Glosse

HINWEIS