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Dana von Suffrin mit Tilman Strasser
Foto: Mario Müller

Unterstützung beim Debüt

16. Januar 2018

Romanwerkstatt „Kölner Schmiede“ im Literaturhaus – Literatur 01/18

Es ist so unendlich schwierig und doch ein Traum, den viele haben: einmal einen Roman schreiben. Eine gute Idee genügt dafür nicht, viel Material will gesammelt werden, Ausdauer im Schreiben ist nötig, und im besten Fall bekommt man Begleitung von außerhalb. Für letzteres wollten Tilman Strasser vom Kölner Literaturhaus und Freund und Kollege Dorian Steinhoff sorgen, als die Idee für eine Romanwerkstatt in Köln aufkam. „Wir haben überlegt, was es eigentlich noch nicht gibt in Köln, aber anderswo sehr erfolgreich läuft“, sagt Steinhoff im Literaturhaus. Dessen Räume und finanzielle Unterstützung vom Land NRW und der Stadt Köln waren nötig, um die Kölner Schmiede ins Leben zu rufen. Ihre ersten sechs Absolventen haben am Sonntag ihre Projekte vorgestellt. Unter 35 Jahre alt, deutschsprachig und noch kein veröffentlichter Roman waren die geforderten Eckdaten. Ein Projekt in unterschiedlicher Entwicklungsstufe reichten sie alle ein, in Form von 20 Seiten Text plus Exposé – bei dann 140 Bewerbern viel Arbeit für die Workshopleiter. Dorian Steinhoff ging offenbar pragmatisch ran: „Ich habe zuerst nur drei Seiten von jedem gelesen. Dann waren die Vampirromane schon mal raus.“

Am Sonntagabend sind von jedem Projekt nur einige Seiten zu hören. Inhalt und Aufbau des Romans wird nur kurz umrissen, der Text steht im Vordergrund, und damit eher der Sound. Die Unterschiede der Stile werden deutlich wie auch der Autoren. Gleich zu Beginn fasziniert ein sehr kunstvoller Beginn des Romans „EmsDollart“, der zwei Jungen und eine alte Frau in ostfriesischer Natur beschreibt. Es öffnet sich eine Erzählwelt durch genaue Landschaftsbeschreibung wie durch stückweises Offenlegen der unklaren Beziehung zwischen den Figuren. Autor Jan-Okke Baumbach arbeitet als Wissenschaftler in Newcastle, von wo er für die Kölner Schmiede anreiste. An drei Wochenenden traf sich die Gruppe insgesamt, das vergangene endete dann in der Lesung. Dazwischen war Zeit für die Weiterentwicklung der Texte.

Das Budget der Schmiede wurde zum größten Teil für die Reisekosten und Unterkunft der Teilnehmer ausgegeben. Sie ist also eine Art Stipendium für den ersten Roman. Neben der inhaltlichen Unterstützung durch die Schriftsteller Strasser und Steinhoff und die anderen Teilnehmer hilft die Werkstatt beim Kontakt in die Verlagswelt, aus der auch einige Gäste bei der Lesung anwesend waren. Eine bereits fertige Fassung soll es von „Otto“ geben, dem Projekt von Dana von Suffrin über einen jüdischen Familienvater. Sie liest von einer scheiternden Ehe aus der Sicht der Kinder, die alle Spielsachen bekommen, die sie wollen – aber nicht den Frieden zwischen den Eltern. Die anekdotenreiche Erzählung mit bayrischem Einschlag bekommt die meisten Lacher des Abends, der traurige Hintergrund wird aber nie aus den Augen gelassen.

Ebenfalls in Bayern angesiedelt ist der Rückblick auf eine Geschwisterbeziehung, die durch Drogenerfahrungen und -geschäfte auseinandergeht. Autorin Paula Schweers beschreibt im Romanprojekt „Paria“, wie sich ihre Protagonistin Charlotte zehn Jahre später auf die Suche nach ihrem dann obdachlosen Bruder macht. Schweers hat literarisches Schreiben in Leipzig studiert, ist also keine Quereinsteigerin. „Ich habe mich daran gewöhnt, in meiner Kammer zu schreiben. Jetzt wollte ich mal wieder raus und Input von außen bekommen.“ Wenn der Besucher diese Lesung nach den spannenden Einblicken auch etwas enttäuscht, weil mit leeren Händen, verlassen muss, hat die Kölner Schmiede wohl dennoch ihren Zweck erfüllt: Die Schreibarbeit steht im Vordergrund, die Texte sollen besser werden.

Einen positiven Eindruck hinterlässt die Vielfalt der Projekte wie auch der Autoren, die erfreulicherweise zum Großteil aus Quereinsteigern bestehen. Ob hier Erfahrungen aus Start-ups mit historischen Ganzkörpermasken verbunden werden oder die Züricher Drogenszene der 1980er Jahre als Hintergrund dient: Jeder der um die 30-Jährigen bringt hier spürbar eigene Erfahrungen mit, die man nebenbei bemerkt nicht durch ein Schreibstudium gewinnt. Für die wachsende junge Literaturszene in Köln, die bald durch gleich zwei solcher Schreibstudiengänge angereichert wird, eine willkommene Erweiterung. Die Schmiede bringt nicht zuletzt deutschsprachige Schreibtalente in die Stadt. Auch in Zukunft? „Die Rückmeldungen der Geldgeber klingen positiv“, sagt Tilman Strasser über die geplante Weiterführung in diesem Jahr.

Mario Müller

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