Wer schon einmal einen Kinofilm ohne Filmmusik gesehen hat, weiß, wie irritierend das sein kann. So wenig die Musik – zumindest, wenn sie subtil eingesetzt ist – bewusst wahrgenommen wird, so sehr fällt ihre Abwesenheit im Film auf. Die Stille, so absurd das klingen mag, wirkt im Film gekünstelt. Musik gehört fast selbstverständlich zum Film. Das Filmforum hat schon vor Jahren mit seinen Mitgliedern ein gemeinsam entwickeltes Konzept ausgearbeitet, um das Zusammenspiel verschiedenster künstlerischer Gattungen im Film zu analysieren. Unter dem Schlagwort „Intermediale Lektionen“ wurden bereits Reihen zu Architektur, Theater oder Games im Film veranstaltet. Nun ist unter dem Titel „Filmmusik – Meilensteine und Experimente“ die Musik an der Reihe. In Zusammenarbeit mit der Internationale Filmschule Köln (ifs), KölnMusik sowie SoundTrack_Cologne und dem Plattenladen a-Musik wurde von Simone Stewens von der ifs, Othmar Gimpel von KölnMusik, Barbara Engelbach vom Museum Ludwig, Andreas Füser von der Stadt Köln, Andrea Hanke vom WDR und Esther Rossenbach vom Filmforum NRW und den beteiligten Kuratoren und Rednern, darunter Filmkritiker und Musikexperten, ein Programm ausgearbeitet, das sich den vielfältigen Aspekten des Musikeinsatzes im Film widmet.
Den Anfang macht am 6. März ein Double-Feature mit alten Horrorfilmen. „Frankensteins Braut“ aus dem Jahr 1935 von James Whale wird mit der Originalmusik von Franz Waxman gezeigt, während Tod Brownings „Dracula“ von 1930 mit der Filmmusik von Philipp Glass aus dem Jahr 1998 präsentiert wird. Am 28. März geht es mit einem Vortrag des Filmkomponisten Andreas Weidinger zum Thema „Filmmusik – Mit der Handlung spielen“ weiter. Zu sehen gibt es dazu Guillermo Del Toros „Pans Labyrinth“ mit der Musik von Javier Navarette. Am 25. April wird im Kontext des Musikfestivals „Acht Brücken“ der Film „Glam“ von Josh Evans aus dem Jahr 1997 gezeigt. Das Besondere: Das Elektronik-Duo Mouse on Mars hatte seinerzeit den Auftrag für die Komposition der Filmmusik, seine Musik wurde im Film aber nie verwendet. An diesem Abend holen sie das nach und spielen ihre Filmmusik live zum Screening. Am 16. Mai wird mit „Les Demoiselles de Rochefort“ ein Musical von Jacques Demy aus dem Jahr 1967 gezeigt. Das Programm „Musik, Rhythmus und Montage“ lässt die Editorin Monika Willi zum Zusammenspiel von Schnitt und Musik zu Wort kommen. Anschließend ist Michael Hanekes „Die Klavierspielerin“ zu sehen, den Willi geschnitten hat.
Am 20. Juni gibt es abermals ein Double Feature. Mit Peter Stricklands „Berberian Sound Studio“ wird dem kunstvollen italienischen Thriller der 70er Jahre – dem sogenannten Giallo – gehuldigt. Die Musik kommt von der britischen Band Broadcast. Im Anschluss läuft mit Dario Argentos „Suspiria“ von 1977 ein Klassiker des Giallo – die furchteinflößende Musik haben seinerzeit die italienischen Prog-Rockern Goblin beigesteuert. Als Finale läuft am 19. Juli das Kurzfilmprogramm „Tanzende Bilder – Vom Absoluten Film zum Musikclip“ mit Filmen von Hans Richter, Fernand Léger, Len Lye, Peter Kubelka, John Whitney, Kenneth Anger, Holger Hiller, Michel Klöfkorn/Oliver Husain und Carsten Nicolai. Gekrönt wird das Programm mit einem Konzert zum 20jährigen Bühnenjubiläum des Kölner Musikers Schlammpeitziger, dessen Liveauftritte mit den Videos von Ulrike Göken hinterlegt sind. Anschließend findet im Foyer eine Party mit Capatazz statt. Dann gibt es Musik ausnahmsweise einmal ohne Bilder.
„Filmmusik – Meilensteine und Experimente“ I 6. März bis 19. Juli I Filmforum im Museum Ludwig
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