Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17

12.577 Beiträge zu
3.805 Filmen im Forum

Super 8-Look

01. Juni 2008

André Schäfer über "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" - Gespräch zum Film 06/08

André Schäfer, Jahrgang ‘66, hat Journalistik und Geschichte studiert. Nach erster Tätigkeit als Autor wurde er Redakteur beim WDR. Seit 2001 ist er Gesellschafter der Florianfilm GmbH in Köln. „Lenin kam bis Lüdenscheid“ ist nach vielen TV-Dokus sein Kinodebüt.

choices: Inwieweit war Richard David Precht, der Autor der Buchvorlage, in das Konzept des Films und die Dreharbeiten involviert?
André Schäfer: Richard David Precht war von Anfang an in das Projekt involviert. In meinen Gedanken, als ich vor zwei Jahren im Urlaub sein Buch las und mir vorstellte, welche der absurden Geschichten er wohl seinem Leben hinzugedichtet hat. Und real von dem Moment an, als ich ihn in seiner Kölner Wohnung zum ersten Mal getroffen habe und wir beschlossen, den Film gemeinsam zu machen. Er ist also nicht nur der Autor der Buchvorlage, sondern auch der Autor des Drehbuchs für meinen Film. Konkret hat er seine Vorschläge zu verschiedenen Passagen der Buchvorlage gemacht und ich meine. Daraus ist eine sehr fruchtbare und enorm freundschaftliche Zusammenarbeit entstanden. Am Ende hat er dann den Text komplett neu geschrieben - zu den Bildern, der Musik und den O-Tönen, die ich ihm geliefert habe.

Es gibt von der Familie zeitgenössische Aufnahmen vom WDR. Das vermeintlich authentische Super 8-Material wurde jedoch nachgestellt. Wie kam es zu der Entscheidung für diese Spielszenen?
Um dem Film ein möglichst privates Gesicht zu geben, haben wir in Solingen intensiv nach Original-Super 8-Aufnahmen gesucht - und sie auch gefunden. Wir fanden, dass dieser Look für die Geschichte ideal wäre. Mit Richard David Prechts fünfjährigem Sohn Oskar haben wir an Originalschauplätzen auf Super 8 gedreht. Allerdings haben wir daraus kein „Fake“ machen wollen, sondern an mehreren Stellen des Films Richard mit seinem Sohn in der heutigen Welt gezeigt, um die Zuschauer wieder auf die richtige Spur zu bringen.

Wo lagen die Schwierigkeiten bei der Verfilmung des Buchs, an welchen Stellen konnte der Film mehr leisten als die Buchvorlage?
Wir wollten weder lügen noch besonders stark inszenieren. Deshalb mussten am Ende Szenen, die ich in der Buchvorlage besonders gern mochte, im Film unberücksichtigt bleiben. Wir wollten kein Doku-Drama mit Ausstatter oder Kostümbildner machen, sondern einen dokumentarischen Film. Ich würde das aber nicht als Schwierigkeit betrachten, sondern als Herausforderung.

Gerade noch selbst erlebt: Die Pfingstversammlungen der SDAJ und DKP, die im Film auftauchen, gibt es immer noch. Im Gegensatz zu heute waren die linken Gruppen in den 70er Jahren ja allgegenwärtig, sogar in Solingen. Hat die Recherche ergeben, in welchem Umfang es eine solche Szene noch gibt?
Unsere Protagonisten von damals haben sich von SDAJ und DKP, sagen wir, entfernt - sowohl Richard als auch seine Schwester und sogar Frank Knoche. Wir wollten das weder bewerten noch thematisieren oder gar vergleichen - sondern die Geschichte der Prechts mit dem Mauerfall enden lassen: subjektiv, aus der Erinnerung eines einzelnen heraus erzählt ...

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Alter weißer Mann

Lesen Sie dazu auch:

„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24

„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24

„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24

„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24

„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24

„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24

„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23

„Diese Geschichte ist eine Warnung an das Heute“
Mala Emde über „Die Mittagsfrau“ – Roter Teppich 10/23

„Das Leben ist im Doppel einfacher zu meistern“
Burghart Klaußner über „Die Unschärferelation der Liebe“ – Roter Teppich 07/23

Die fabelhafte Welt der Gesetzemacher
Gesprächsrunde mit Dokumentarfilmer David Bernet über „Democracy – Im Rausch der Daten“ – Foyer 11/15

Von Misstrauen geprägte Gesellschaft
Regisseurin Pia Marais über ihren Film „Layla Fourie“ – Gespräch zum Film 07/13

Strukturen sichtbar machen
Regisseur Dirk Lütter zu seinem Film „Die Ausbildung“ – Gespräch zum Film 01/12

Gespräch zum Film.

Hier erscheint die Aufforderung!