Der Hinweis auf Christo stammt von HA Schult selbst: Zeitgleich zu seiner Ausstellung in Paderborn zeigt mit Christo ein weiterer wichtiger Aktionskünstler seine Kunst in NRW, nämlich in Oberhausen. Was beim ersten Hören vielleicht großspurig klingt, hat Hand und Fuß. Beide etwa gleichaltrigen Künstler treten mit gigantischen Arbeiten in die Öffentlichkeit, reisen dafür rund um den Globus, aber nicht zwingend in die Kunstmetropolen, sondern an auratische Orte. Beide sind die besten „Verkäufer“ ihrer Sache, ausgestattet mit Selbstvertrauen und Begeisterungsfähigkeit. Und beide haben eine fast missionarische Sendung und weisen auf die Zerstörung der Natur hin, und das schon seit Jahrzehnten. Aber HA Schult, der 1939 geboren wurde und heute in Köln lebt, ist vielleicht doch der Radikalere – im Hinblick auf das, was er seinem Publikum zumutet. Er hat den Markusplatz mit Zeitungen „überschwemmt“, schon vor dreieinhalb Jahrzehnten zwei Flugzeuge nahe bei New York zusammenstoßen und abstürzen lassen, und seit 1996 ist er nun vor allem mit seinen „Trash People“ unterwegs. Diese Figuren bestehen aus Pressungen aus Schrott, sie sind typisch nach der menschlichen Gestalt gebaut und leicht überlebensgroß, sie wirken stabil und hart, besitzen aber doch Individualität.
Nach Stationen u.a. unter Tage in Gorleben, an der Chinesischen Mauer, an der Arktis, oder bei den Pyramiden in Gizeh sind die „Müll-Männer“ derzeit unterwegs nach Tibet. Einige von ihnen aber hat HA Schult hierbehalten, als Beitrag zu seiner Werkschau im Diözesanmuseum Paderborn. Dass Schult in einem kirchlichen Museum ausstellt, ist keine Provokation, sondern schlüssig: Denn es geht in seinem ganzen Werk um die Bewahrung der Schöpfung. Schult macht das Beste aus dem Bau von Gottfried Böhm, der mit seinen Galerien, die aus dem Treppenhaus erwachsen, für Wechselausstellungen doch eher ungeeignet ist. Bei Schult aber funktioniert die Architektur als sukzessive Erfahrung seines Lebenswerkes, welches von den „Müll-Männern“ flankiert wird, die über die Brüstung schauen und sogar ein Feld bilden. Nun sind sie in den Kontext des Ganzen eingebettet, werden zusammen mit den Dokumentationen von Schults Aktionen gezeigt und mit seinen frühen biokinetischen Bildern: Dabei sind hinter Glas landschaftliche und urbane Situationen über Schichten aus Erde zu sehen, welche selbst weiterarbeiten und im Laufe der Zeit die Farbe ändern und damit auf die Umweltzerstörung, die Gifte im Erdreich und die Gase in der Luft hinweisen. HA Schults Engagement hat leider nichts von seiner Brisanz verloren, im Gegenteil. Das unterscheidet ihn vielleicht doch von Christo: Seine Ästhetik ist nie ungebrochen, seine Fragestellungen verzagen nicht unter der Last der Schönheit, alles Romantische ist HA Schult fern. Auf so einen können wir nicht verzichten!
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