Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.582 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Martin Noël, Otto Prototyp, 2001, Acryl auf Holz, 60 x 84 x 7 cm, Sammlung Kroner, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Foto: © Olaf Bergmann

Farbe an Farbe

10. Juni 2024

Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24

Bei Otto Freundlich war Martin Noël hin und weg. Seit er die Kunst des großen Malers und Bildhauers der frühen Avantgarde des 20. Jahrhunderts 1978 in einer Retrospektive im Rheinischen Landesmuseum Bonn für sich entdeckt hat, ging er seinem Werk in zunehmender Intensität nach. 

Martin Noël (1954-2010) ist mit seinen gegenstandsfreien, von feinen Linien durchzogenen Holzschnitten und Malereien auf den Holzflächen von Druckstöcken bekannt: Seismographisch gehen sie von Detailbeobachtungen unserer Realität aus und verdichten diese zu ästhetischen Erlebnissen. Daneben hat er sich ab 2001 dem Schaffen Freundlichs zugewandt. Er hat über 200 Malereien auf Holz, Linoleum, Papier und Postkarten geschaffen, die sich vor allem auf sein malerisches Schaffen der 1920er und 1930er Jahre beziehen, bei dem Segmente geometrischer Farbformen die Bildfläche füllen. Wir können nur den Mut und die visionäre Herangehensweise ahnen, mit der Otto Freundlich (1878-1943, gestorben im KZ Lublin-Majdanek), der jüdische Künstler, in der NS-Diktatur die Diffamierung als „entarteter“ Künstler ausgehalten hat. All das hat Martin Noël beeindruckt, den Nachgeborenen, der sich in seiner Kunst ähnlichen Fragen im Umgang mit der Wirklichkeit und der Farbe in ihren Möglichkeiten zugewandt hat. Einzelne Werke Freundlichs bildeten für seine Kunst den Ausgangspunkt. Gemeinsam ist beiden die Fragilität der Linie (die Freundlich etwa als stabilisierende und trennende Stege seiner Glasfenster verwendet hat) und die schiere, sinnliche Behauptung der Farbe. 

Die Ausstellung in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach befasst sich daher mit der Farbe selbst: als sinnliches Phänomen und emotionaler Klang, noch mit der Intensität des malerischen Auftrags, bei dem der Pinselstrich erkennbar ist. Sie fokussiert einmal den einen, dann den anderen Künstler und stellt vor allem Dialoge her. Dazu entstehen grandiose Blickachsen, eingerichtet von Petra Oelschlägel, die als Direktorin des Kunstmuseums in Bergisch Gladbach nun in Ruhestand geht: ein souveräner Ausstand mit allem Respekt vor der Kunst und den Künstlern.

Martin Noël – Otto Freundlich | bis 25.8. | Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach | 02202 14 23 34

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Papier und seine Grenzen
Michael Buthe im Kunstmuseum Villa Zanders

Mit Papier zu den Elementen der Natur
Neue Sammlungspräsentation in Bergisch Gladbach

Geschichten in den Trümmern
Jenny Michel in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 10/24

Malen mit der Farbe
Rolf Rose im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 01/24

Farbsehen und Raumfühlen
Mechtild Frisch in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 07/23

Bücher ausstellen
„Bibliomania“ im Kunstmuseum Villa Zanders – kunst & gut 11/22

Kleine Wunder
Inge Schmidt in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 07/22

Leicht aus der Balance
Otto Nemitz im Kunstmuseum Villa Zanders

Der Mensch bei sich
Hede Bühl in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 03/21

Ein genaues, insistierendes Sehen
Reihe Ortstermin: Jutta Dunkel und Martin Rosswog im Kunstmuseum Villa Zanders – kunst & gut 10/20

Stühle in Schieflage
Im Überblick: der Universalkünstler Stefan Wewerka in der Villa Zanders – kunst & gut 03/20

Auf den Raum hin, mit den Künstlern
Sammlung Altmann und Howard Smith in der Villa Zanders – kunst & gut 08/19

Kunst.

HINWEIS