„Auf der Bühne kann ich zeigen, was ich kann, egal, in welcher Rolle“, sagt Rasmus Adams. Seit rund zehn Jahren gehört der 25-Jährige zum Darsteller-Ensemble des Projekts „Theaterkönig“, das in seinen Inszenierungen Menschen mit und ohne Behinderungen auf der Bühne des Kölner Comedia Theaters vereinigt. „Man spricht bei mir von einer Person mit geistiger Behinderung. Aber was das genau sein soll, konnte mir bisher kein Arzt erklären“, berichtet der Laiendarsteller, der zuletzt als Reporter in der Produktion „Blaubach-Kurier“ zu sehen war. Aus seiner Leidenschaft will der Mitarbeiter eines gemeinnützigen Zulieferbetriebs für die Automobilbranche nun eine Profession machen und bewirbt sich um ein Casting bei der neugegründeten Rhein Kompanie, die ab August nächsten Jahres Menschen mit geistigen Behinderungen zu professionellen Schauspieler:innen ausbildet. Ermöglicht wird das – zumindest NRW-weit einzige Projekt dieser Art – durch die Schauspielschule der Keller sowie den Landschaftsverband Rheinland (LVR). Neben dem fachlichen Input durch das Schauspielschul-Leitungsduo Sabine Hahn und Michael Meichßner sorgt der Verband für eine Unterstützung in Höhe von 264.000 Euro in den kommenden fünf Jahren. Die erste Klasse umfasst vier Plätze und richtet sich vor allem an Personen, die in den vom LVR finanzierten Werkstätten für behinderte Menschen tätig sind. Dabei sollen die Arbeitsstellen von den angehenden Schauspieler:innen weiterhin besetzt bleiben. Der Unterricht findet an zwei Tagen in der Woche statt.
Die zweijährige Ausbildung umfasst Einzel- und Gruppenunterricht in den Disziplinen Sprechen, Körpertraining, Gesang sowie Rollenarbeit, Szenen- und Ensembleunterricht. Ergänzt wird das Programm durch Workshops und Exkursionen. Aufgrund langjähriger Erfahrungen als Regisseurin des inklusiven Ensemble „Theaterkönig“ weiß Sabine Hahn um die Relevanz des Ausbildungsganges: „An mich wurden immer wieder Wünsche herangetragen, dies zu intensivieren. Nach sechsmonatigen Proben und den Aufführungen trennten sich unsere Wege stets sehr emotional. Die Ausbildung ist ein wichtiges Signal für die Gleichstellung im Sinne der Inklusion“, so die Dozentin. Als angemessen bezeichnet Hahn die Einrichtung von zunächst kleinen Gruppen. Dies sei der Intensität der Ausbildung geschuldet, die an die Grenzen der Belastbarkeit gingen. Unabhängig davon bestehe die Zielsetzung, den Absolvent:innen eine fundierte Berufsvorbereitung zu bieten, um mit der Schauspielerei dauerhaft den Lebensunterhalt bestreiten zu können.
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