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Christine Lacroix will über Produkt-Plagiate aufklären
Foto: Plagiarius Consultancy GmbH

„Plagiate können zur Gefahr werden“

29. September 2011

Christine Lacroix über Produktpiraterie und das Museum Plagiarius in Solingen – Thema 10/11 Alles, was echt ist

choices: Frau Lacroix, was erwartet mich im Museum Plagiarius in Solingen?
Christine Lacroix: Wir zeigen dort mehr als 350 Originale und deren Plagiate im direkten Vergleich. Angefangen von Haushaltswaren und Kinderspielzeug über Möbel und Sanitärprodukte bis hin zu komplexen technischen Produkten. Ergänzt wird die Sammlung durch vom Zoll beschlagnahmte Waren, z. B. Bekleidung, Medikamente, Kosmetika etc.

Sind Sie empört über die Plagiate?

Christine Lacroix (o.B.)
Christine Lacroix (38) ist seit 2002 Geschäftsführerin der Plagiarius Consultancy GmbH. 2007 eröffnete sie in Solingen das Plagiarius-Museum, in dem verschiedenste originale und gefälschte Gegenstände aus rund 30 Jahren zu sehen sind.

Natürlich, wir prangern diese Form des Diebstahls geistigen Eigentums an. Der Plagiarius wurde 1977 von dem Designer Professor Rido Busse ins Leben gerufen, als er selbst von Plagiaten betroffen war. Es geht uns darum, die Öffentlichkeit für diese Problematik zu sensibilisieren. Plagiate und Fälschungen richten sowohl in der Industrie große Schäden an wie auch beim Verbraucher. Sie können insbesondere dann zur Gefahr werden, wenn minderwertige Materialien verwendet oder Sicherheitsstandards nicht erfüllt werden.

Warum gibt es Plagiate?
Für den Plagiator ist es eine leichte Möglichkeit, schnell und ohne eigenes Knowhow viel Geld zu verdienen – und die Gewinnspannen sind riesig: Er spart die Kosten für Forschung und Entwicklung. Das ist meist der größte Posten bei der Einführung neuer Produkte. Hinzu kommt, dass er auch die Kosten für das Marketing spart, weil er sich auf Produkte fokussiert, für die bereits Nachfrage besteht. Wenn er dann noch minderwertige Materialien verwendet und in Niedriglohnländern produziert, kann er sein Nachahmerprodukt teils bis zu einem Zehntel des Originalpreises auf den Markt bringen und so dem Originalhersteller Marktanteile abgraben.

Nachmachen ist also ein einträgliches Geschäft?
Ja, enorm sogar. Das symbolisiert auch die von Professor Busse gewählte Plagiarius-Trophäe: Der schwarze Zwerg mit der goldenen Nase steht für die exorbitanten Gewinne, die die Produktpiraten sprichwörtlich auf Kosten Dritter erwirtschaften.

Ist Produktpiraterie ein Phänomen unserer Zeit?
Nein, die gab es schon zu Zeiten der alten Römer oder von Shakespeare. Aber in Zeiten der Globalisierung und der Automatisierung haben sich Ausmaß und Profitspannen explosionsartig vergrößert – es werden riesige Mengen an Plagiaten hergestellt und global vermarktet.

Hat der Boom der Produktpiraterie auch etwas mit dem Markenhype unserer Zeit zu tun?
Ja. Die Verbraucher sind, das zeigen auch Studien, gleichzeitig Marken- und Schnäppchenjäger. Sie wollen das Markenprodukt haben, sind aber nicht bereit, den Originalpreis dafür zu bezahlen. Statussymbole und ein günstiger Preis sind leider oftmals wichtiger als Qualität.

Was kann gegen diesen Trend gemacht werden?
Betroffene Firmen wehren sich mit juristischen, organisatorischen und auch mit technischen Maßnahmen gegen Produktpiraterie. Eine wichtige Rolle kommt auch der Sensibilisierung der Verbraucher zu. Wir schreiben jährlich den Plagiarius-Wettbewerb aus. Mit dem Negativpreis werden Hersteller und Händler besonders dreister Nachahmungen „ausgezeichnet“. Informationen finden Sie unter www.plagiarius.com.

INTERVIEW: LUTZ DEBUS

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