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Piratenprodukt? Apple und Apple.
Foto: Francis Lauenau

„An die Firmen kommen wir nicht ran“

29. September 2011

Gerd Plinz über die Arbeit des Zolls am Flughafen Köln Bonn – Thema 10/11 Alles, was echt ist

choices: Herr Plinz, was findet der Zoll in Köln?
Gerd Plinz: Bezüglich Produktpiraterie beschlagnahmen wir hier im Frachtverkehr des Flughafens Köln Bonn hauptsächlich Handys, Bauteile daraus, Uhren, Schmuck, elektronische Geräte und Spielzeuge.

Welchen Umfang hat diese Art der Einfuhr?
In 2010 haben wir Waren im Wert von 3,7 Millionen Euro beschlagnahmt. Als Originale wären sie natürlich ein Vielfaches wert.

Schnappen Sie dann auch die Fälscher?

Gerd Plinz
Foto: Hauptzollamt Köln
Gerd Plinz (51) ist Pressesprecher
am Hauptzollamt Köln.

Überwiegend kommen die gefälschten Artikel aus Asien, hier besonders aus China. Da kommen wir an die Firmen nicht dran. Wir stellen ein Produkt in der Regel sicher, wenn ein Antrag auf Grenzbeschlagnahmung vorliegt, die eine Firma, die in Deutschland produziert oder die Rechte auf das Originalprodukt hat, zuvor stellte. Wir senden dann das sichergestellte Material in die Firma, diese überprüft dann, ob es sich um eine Fälschung handelt. Wenn dem so ist, teilt die Firma dem Einführer mit, dass jene Produkte nicht eingeführt werden dürfen, weil sie urheberrechtlich geschützt sind, und schlagen dem Einführer die Vernichtung oder Ausfuhr der Ware vor, damit sie nicht in den deutschen Handel gelangen kann. Die Bearbeitung kann dann dem Einführer noch in Rechnung gestellt werden.

Was hat der Normalbürger von Ihnen zu befürchten?
Wenn Reisende Waren im Wert von unter 430 Euro einführen, passiert in der Regel nichts. Wenn ein Tourist zum Beispiel gerade aus der Türkei kommt und ein gefälschtes T-Shirt einführt, wird von unserer Seite nichts veranlasst. Es ist das persönliche Risiko jedes einzelnen, wenn man Gesundheitsschäden davonträgt, weil in dem Kleidungsstück Chemikalien enthalten sind, die auf dem europäischen Markt gar nicht zugelassen sind oder wenn das Kleidungsstück nach der ersten Wäsche einläuft. Wenn aber ein Reisender einen Koffer voller Jeans in allen möglichen Größen dabei hat, wo es klar ist, dass diese nicht allein für den persönlichen Bedarf eingeführt werden, dann werden diese von uns auch sichergestellt.

Beschlagnahmen Sie jedes Jahr etwa die gleiche Menge, oder nimmt die Produktpiraterie zu?
Wir stellen eine Steigerung fest. Im Jahr 2008 haben wir Waren im Wert von knapp 2,8 Millionen Euro beschlagnahmt. Dies bedeutet eine Steigerung innerhalb von zwei Jahren von über 30 Prozent.

Woran liegt das?
Heutzutage können Sie im Internet alles kaufen. Die Versuchung ist groß, hier ein vermeintliches Schnäppchen zu machen. Im Postverkehr finden wir inzwischen viele Fälschungen, weil die Menschen im Internet häufig bei ausländischen Firmen bestellen. Manchmal wird man dann schlicht betrogen. Sie haben ein Handy bestellt, und sie erhalten nur die Hülle, die mit einem Stück Eisen im Inneren beschwert wird.

INTERVIEW: LUTZ DEBUS

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