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Produziert seit den frühen 90ern: Mathias Schaffhäuser
Foto: Basti Radermacher

„Der Spaß kommt nicht vom Umsatz“

26. März 2020

Der Kölner Produzent, DJ und Labelinhaber Mathias Schaffhäuser – Popkultur 04/20

Gerade ist „Love and Dancing on the Brink“, das zweite Album von Fanatico erschienen, eine Zusammenarbeit des Kölner Techno-Produzenten Mathias Schaffhäuser mit dem New Yorker-Sänger Jorge Socarrás. Seit den frühen 90er Jahren produziert Schaffhäuser Musik, sein Label Ware feiert gerade die 100. Veröffentlichung.

choices: Mathias, wie lief die Zusammenarbeit beim neuen Fanatico-Album ab?

Mathias Schaffhäuser: Für die meisten Stücke des neuen Albums habe ich zuerst drei- bis vierminütige Instrumental-Skizzen entworfen und an Jorge geschickt. Er hat dann Texte und Gesangsmelodien dazu entwickelt, und dann haben wir uns in Barcelona getroffen und innerhalb von einer Woche in einem improvisierten Heimstudio den Gesang aufgenommen. Die restliche Produktion lief wie bei meinen Solosachen zuhause bei mir alleine ab. Bei zwei Stücken konnten wir uns leider nicht treffen, da hat Jorge den Gesang bei sich daheim aufgenommen und mir geschickt, was natürlich auch geht. Aber wenigstens ein bisschen Zeit zusammen zu verbringen während eines solchen Entstehungsprozesses ist natürlich viel schöner.

Dein 1997 gegründetes Label Ware betreibst du im Alleingang. Mit „A Hundred Acts of Devotion“ ist gerade die 100. Veröffentlichung erschienen. Woher nimmst du den langen Atem?

Ich habe das in der Info zu „A Hundred Acts of Devotion“ so formuliert: „...es ging und geht immer weiter, der Spaß ist nach wie vor groß, die Musik immer noch gut zu uns und es macht vor allem einfach immense Freude, sie entstehen und auf die Welt los zu lassen.“

Du hast mit Minimal Techno die Blüte des sogenannten Sound of Cologne erlebt, auch die Blüte von Vinyl, die darauffolgende Krise und nun die erneute Blüte der Schallplatte. Was hat sich in all den Jahren für dich als Labelbetreiber verändert?

Von der aktuellen Vinylblüte bekommt man als Betreiber eines kleinen Elektroniklabels nichts mit. Dieser Boom findet in ganz anderen Gefilden statt, von Jazz bis Indie-Folk. Ausgerechnet die Musik, die die Vinylpresswerke über die 90er hinüber gerettet hat, hat heute sehr wenig von den steigenden Verkaufszahlen. Aber es gibt nichts zu meckern, denn der Spaß kommt nicht vom Umsatz.

Dieselbe Frage geht auch an dich als DJ beziehungsweise Live-Act auf Partys. Wie sieht die Clubszene allgemein bzw. in Köln heute im Vergleich zu früher aus?

Entgegen etlicher anderer Meinungen und Insider-Diskurse bin ich nicht skeptisch, was die Clubszene angeht. Klar sind heute einige Dinge anders als in der Blütezeit von House und Techno, aber das ist doch total normal – Punk-Konzerte sind heute ja auch nicht mehr so wie in den 80ern. Es wird immer viel über Kommerzialisierung geredet, aber diese Diskussion begann auch schon in den 90ern! Ich habe ein gutes Gefühl auf Partys, auf denen überwiegend viel jüngere Leute sind als ich, das fühlt sich trotz aller Unterschiede vertraut und positiv an. Und nicht vereinnahmt von wem oder was auch immer.

Wo positionierst du dich heute in der Szene? Du wirst auch nicht mehr jedes Wochenende durch die Clubs streifen, das Fanatico-Album funktioniert gleichermaßen im Club wie für‘s Homelistening …

Das stimmt, aber trotzdem habe ich bis Herbst 2019 überwiegend Clubmusik produziert. Weil sie einfach aus mir heraus kam und ich immer noch darauf stehe. Bin halt ein Fan-Musiker, war ich immer. Die nächste Fanatico-EP ist auch schon fertig mit eher kurzen Songs und wenig Club-Ausrichtung, aber es kann sein, dass ich als nächstes auch mal wieder eine reine Techno-Geschichte angehe. Es gibt und gab nie einen Plan bei mir, ich überlasse mich beim Musikmachen ganz und gar der Situation.

Interview: Christian Meyer-Pröpstl

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