Gegenwart: „Flamagra“ ist das sechste Album des kalifornischen Produzenten Flying Lotus. Die Basis ist meist Hip Hop, aber er zitiert häufig überdrehte Genres wie Fusion-Jazz oder P-Funk, und auch Erinnerungen an 8-Bit Game-Scores werden wach. R‘n‘B und Prince sind sicher auch gewichtige Referenzen in dem faszinierenden, überbordenden Klangkosmos voller Komplexität und Genrevielfalt. Die Label-Kollegen und IDM-Pioniere Plaid sind minimalistischer, verströmen auf ihrem zehntem Album „Polymer“ aber nicht weniger Nervosität. Vielleicht, weil sie den ökologischen Zustand der Erde thematisieren, klingen sie Industrial-artig dystopisch, ohne ihre Musik komplett zu zerlegen wie die Labelmates Aphex Twin oder gar Autechre. Denn Groove und Melodie findet man bei ihnen trotz aller Widerhaken bis hin zu klassizistischer Euphorie (beide Warp). Die hat im Konzept des Trios Brandt Brauer Frick ihren festen Platz: Auf ihrem fünften Album „Echo“ verbinden die drei Berliner wieder Techno mit klassischem Instrumentarium und Anklängen an Minimal Music, wirken aber ungestümer denn je. Vielleicht, weil sie nun wieder fast ausschließlich instrumentale Musik machen und nur zwei Mal Gastsängerinnen eingeladen haben. Auch das hätte man lassen können, denn irgendwie scheint Gesang den Drive ihrer Musik zu bremsen (Because Music).
Vergangenheit: Pünktlich zur 50-Jahr-Feier erscheint die 2009 veröffentlichte Erinnerung des Woodstock-Veranstalters Michael Lang als deutsche Übersetzung. In „Woodstock“, das zugleich eine halbe Autobiografie ist, beschreibt Lang seine Kindheit und Jugend in New York, wo er früh von der aufkommenden Gegenkultur der frühen 60er Jahre geprägt wird. Mit Anfang 20 hat er in Miami einen Headshop eröffnet und erste Erfahrungen mit Großveranstaltungen wie dem Miami Pop Festival gesammelt – und erste Schulden. Die Erinnerung an die Planung und Durchführung von Woodstock sind akribisch, wenn auch streckenweise narzisstisch eingefärbt. „Die wahre Geschichte“ ist eben auch nur seine Geschichte… Spannend ist die Innenansicht auf das wohl berühmteste Festival aller Zeiten auf jeden Fall, eine kleine Fotostrecke gibt es auf den 350 Seiten außerdem (Edel Books).
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