Dienstag, 7. November: Viele Kinos hatten auch im Kalenderjahr 2022 noch unter coronabedingten Einschränkungen und verhaltenen Kinobesucherzahlen zu leiden. Deswegen hat sich die Film- und Medienstiftung NRW dazu entschlossen, die im vergangenen Jahr auf eine Million Euro angestiegene Gesamtfördersumme für die NRW-Kinobetreiber auch für das Folgejahr beizubehalten. Wie zuvor fand die offizielle Preisverleihung wieder in der Wolkenburg in Köln statt, wo man die Kinos mit den vielfältigsten Programmen aus deutschen und europäischen Filmen und die mit dem besten Kinder- und Jugendprogramm bei einem gemeinsamen Dinner für ihr Engagement auszeichnete. Auch einige prominente Preispaten waren wieder zugegen, die nach dem Überreichen der Urkunden mit den KinobetreiberInnen für ein gemeinsames Foto posierten. Den Anfang machte aber zunächst einmal Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die zum ersten Mal bei der Verleihung der Kinoprogrammpreise zugegen war, und in ihrer Ansprache eine Lanze für die Filmtheater brach. „Großes Kino hat bei uns in Köln Tradition, denn im Jahr 1896 fand hier die erste öffentliche Kinovorführung Deutschlands statt. Unter dem Titel „Lebende Fotografie“ wurden damals zwölf Kurzfilme aus Frankreich gezeigt“, so Reker. Sie ergänzte ihre Ausführungen mit den Worten: „Film ist ein Leitmedium unserer Zeit, weder Kinos noch Filme sind für mich wegzudenken, weil sie uns das Eintauchen in eine andere Welt ermöglichen, weil man sich beim Filmeschauen dem Unbekannten öffnen und die Perspektive wechseln muss.“
Verleihe gaben Schecks zurück
Auf die Anwesenheit der noch amtierenden Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Petra Müller, mussten die anwesenden Gäste verzichten. Stattdessen richtete die Prokuristin und Leiterin der Förderung, Christina Bentlage, einige Worte an das Auditorium. Auch sie machte noch einmal deutlich, dass man trotz steigender Besucherzahlen noch nicht in Euphorie verfallen könne. Schließlich seien sämtliche Kosten gestiegen und einige Kinobetreiber müssten mit dem Ausfall von Mitarbeitenden zurechtkommen. Positiv hervorzumerken sei aber auch, dass Nordrhein-Westfalen nach wie vor das „Kinobundesland Nummer eins“ sei, denn nirgendwo sonst gäbe es so viele Kinosäle wie hier. Ganz in der Tradition des Kinoprogrammpreises waren auch an diesem Abend einige Filmteams zugegen, die den KinobetreiberInnen symbolisch Urkunden für ihre Prämien überreichten. In diesem Jahr ging die Anwesenheit dieser Teams größtenteils mit der Aktion „Scheck is back“ einher. Diese besagt, dass Kinofilme, die für ihren Verleih eine Fördersumme erhielten, diese nun aufgrund ihres erfolgreichen Einsatzes auf der großen Leinwand wieder komplett zurückzahlen konnten. Insgesamt 490.000 Euro flossen auf diese Weise wieder zurück in die Kasse der Film- und Medienstiftung. Christoph Maria Herbst war der Star von gleich zweien dieser erfolgreichen Produktionen, Sönke Wortmanns „Contra“ und der Romanverfilmung „Es ist nur eine Phase, Hase“ von Florian Gallenberger. Wortmann betonte auf der Bühne sein Faible für das Filmland NRW, wo er seit Jahren seine Filme dreht. „Man kennt sich hier in- und auswendig, deswegen schaue ich bei jedem Projekt erstmal, ob ich es wieder in Nordrhein-Westfalen realisieren kann“, kommentierte der Erfolgsregisseur.
Sehnsucht nach Authentischem
Für Aylin Tezel wird sich in den nächsten Monaten erst erweisen, ob ihr Regiedebüt „Falling into Place“ an den Kinokassen ein ähnlicher Erfolg beschieden sein wird. Das Erstlingswerk der beliebten Schauspielerin („Tatort“ Dortmund, „Wochenendrebellen“) startet am 7. Dezember in den Kinos und wurde in England, in Schottland und in NRW gedreht. Das Drehbuch dazu habe Tezel in einem Café in Schottland geschrieben, wo sie zunächst nur einen Silvesterurlaub verbringen wollte, dann aber auf über einen Monat verlängert habe, um das Skript zu vollenden. Ihr Londoner Agent und die Produzenten der Kölner Firma „Weydemann Bros.“ hätten sie schließlich davon überzeugt, für den Film auch gleich noch die Hauptrolle und die Regie zu übernehmen. Am Abend erzählte sie den Gästen in der Wolkenburg: „Der Film ist für jeden Menschen, der schon mal verliebt war, gerade verliebt ist oder sich gerne verlieben will. Und ich glaube, er trifft die aktuelle Sehnsucht der Menschen nach etwas Ehrlichem und Authentischem sehr gut.“ Unter den 74 Kinos aus 46 NRW-Städten, die beim Kinoprogrammpreis ausgezeichnet wurden, ragen sieben ganz besonders hervor, die mit der Spitzenprämie von mindestens 20.000 Euro ausgezeichnet wurden: Cinema & Kurbelkiste Münster, Lichtspiele Köln-Kalk, Bambi & Löwenherz Gütersloh, Odeon Köln, Bambi Filmstudio Düsseldorf, Casablanca Bochum und das Filmstudio Glückauf Essen. Zu den weiteren Preisträgern in Köln zählen das Cinenova, das Filmhaus Kino, die Filmpalette, das Metropolis, das OFF Broadway, das Rex, das Weisshaus und das Studio Argento in der Traumathek.
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