Eigentlich bräuchten wir zwei Planeten „Erde“… Unser kapitalistisches Wirtschaften belastet die natürlichen Ressourcen in einem Ausmaß, dass die eine Erde, die wir haben, schon seit 1971 nicht mehr ausreicht. Der Verbrauch übersteigt die Regenerationskapazitäten des Planeten; schlimmer noch: Das Ausmaß der Übernutzung steigt weiter.
Welche Konsequenzen das haben kann, zeigt das Beispiel Brasilien: Immer mehr Regenwald geht (nicht erst seit der ultrarechte Jair Bolsonaro regiert) durch Abholzung und Brandrodung unwiederbringlich „verloren“, um Tropenholz und Anbauflächen zu „gewinnen“. Heute sind laut dem brasilianischen Klimaforscher Carlos Nobre bereits rund 17 Prozent von Amazonien gerodet. Experten gehen davon aus, dass bereits bei 20 bis 25 Prozent der „Point of no return“ erreicht sein könne. Das gesamte Ökosystem Amazonasregenwald würde kollabieren, die Region zur Savanne veröden.
Im Angesicht solch furchteinflößender Prognosen bleibt der Kapitalismus anpassungsfähig wie eh und je. Abkehr vom Wachstumsdogma hin zu einer Wachstumssuffizienz? Nix da! Der technische Fortschritt soll es richten. Die neuerdings „grün“ lackierte kapitalistische Profitmaschine hat begriffen, auch E-Autos und Windräder lassen Profite sprudeln. Darum wird auch der im Dezember 2019 verabschiedete „Green Deal“ (GD) der EU am Problem des übermäßigen Verbrauchs nichts ändern. „Grüne“ Profitmaximierung bleibt im Widerspruch zwischen ewigem Wirtschaftswachstum und fix begrenzten natürlichen Kapazitäten gefangen. Denn im grünen Kapitalismus soll immer noch der Markt retten, was er selbst zerstört hat.
EU konterkariert eigene Politik
Die wenigen positiven ökologischen Effekte des GD werden zudem vom Rest der EU-Politik konterkariert, wenn z. B. fossile Energieträger weiter öffentlich gefördert werden. Auch das EU-Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten heizt weiter die Umweltzerstörung an, weicht Umweltregeln auf und steigert den wahnwitzigen Transport von Gütern rund um die Welt. Zeitgleich wird eine Chance, die die Coronakrise (noch) bietet, schmählich vertan: Den öffentlichen Konsens über die Notwendigkeit enormer öffentlicher Investitionen dafür zu nutzten, weitreichende ökologische Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur vorzunehmen. Stattdessen werden neue Umweltstandards für den Agrarsektor verschoben, um die Landwirtschaft „nicht zusätzlich zu belasten“, und die Europäische Zentralbank kauft Unternehmensanleihen auf, um frisches Geld in den Markt zu pumpen. Damit wiederum werden neben der Autoindustrie zum großen Teil Konzerne unterstützt, die intensiv fossile Brennstoffe nutzen.
Es gibt nicht den Ansatz einer Klimapolitik aus einem Guss. Vielmehr wird der GD ein isoliertes Element mit überschaubarem Beitrag zur Schadstoffreduktion bleiben, das durch all die klimaschädlichen Aspekte der EU-Politik zigfach überstiegen wird. Das hat aber nur zum Teil Brüssel zu verantworten. Denn nur wenige ökologische Maßnahmen stoßen nicht auf Widerstand mächtiger Mitgliedstaaten. Deutschland blockiert eine Reform der Agrarpolitik, Frankreich verteidigt den Sonderstatus der Atomkraft. Ernsthafte Schritte des Klima- und Umweltschutzes, wie die im vergangenen Jahr verabschiedete Plastikrichtlinie, sind sensationell, aber eben auch äußerst selten. Im Kampf gegen die Klimakrise wird man so nicht viel erreichen. Aber auch das eigentliche Ziel der EU, sich im Zeitalter des „grünen“ Kapitalismus als ein Top-Player im globalen Konkurrenzkampf in Position zu bringen, wird so kläglich scheitern.
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www.lanuv.nrw.de/klima/klimawandel-in-nrw/klimafolgen-in-nrw | Das Landesamt für Natur und Umwelt betreibt ein wissenschaftliches Klimafolgenmonitoring für NRW.
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