choices: Jojo, auf eurer Seite habt ihr letzten Monat den Song „Hänger" gepostet – was ist die Message des Liedes?
Jojo Berger: Der Song „Hänger“, den wir auch bei Youtube und Instagram hochgeladen haben, ist eigentlich ein älterer Song von unserer Platte „Randale & Hurra“. Irgendwie hat er uns in diesen Zeiten von „social distancing“ in der Band-Isolation inspiriert ein Video dazu zu drehen. Wie in diesen Zeiten bei vielen Unternehmen, die im Home Office arbeiten müssen üblich, haben wir dabei auf ein Videokonferenz-Programm zurückgegriffen und den Song performt. Inhaltlich geht es nämlich um den – damals allerdings freiwilligen – Moment wenn man zuhause auf dem Sofa ist und die City draußen bleiben muss. Quasi als unbeteiligter Weltempfänger abhängt.
Ihr seid sonst quasi durchgehend ausgebucht. Wie geht ihr mit der derzeitigen Situation um?
Wir schwimmen wie viele andere Künstler auch in Ungewissheit, vor allem was unsere Tour- und Festivalplanungen angeht. Die Szenarien ändern sich sehr schnell, und wir versuchen uns auf jede Dynamik so gut es geht vorzubereiten. Allerdings haben wir sehr viel nicht in unseren Händen – wie es zum Beispiel mit den Sommershows weitergeht. Wir wissen noch nicht, wann wir dieses Jahr wieder für unsere Fans und uns auf der Bühne stehen und live spielen können. Das quält schon etwas.
Einige Bands spielen momentan ohne Publikum, um die Konzerte online streamen zu können – ist das etwas, was ihr euch auch vorstellen könntet?
Wir versuchen natürlich das Beste aus der Sache zu machen, und Kontakt zu unserer Fan-Family zu halten, laden ein bisschen mehr Content auf den sozialen Medien hoch, geben mehr Interviews, versuchen die Leute teilhaben zu lassen an unserer Stimmungswelt. Da wir schon ein richtiger Mob mit 13 Leuten sind, und keine Solokünstler, ist es für uns etwas schwieriger mit Mindestabstand ein Konzert auf die Beine zu stellen, auch um es zu streamen. Auch das Kontaktverbot würde uns schwerfallen einzuhalten, wir umarmen uns einfach zu gerne. Nein im Ernst, das ist eine wunderbare Möglichkeit Musik zu verbreiten – vielleicht fällt uns dazu ja eine passende kreative Lösung ein. Und noch besser: Hoffentlich rennt die Zeit schneller, bis wir uns alle in „echt“ live wiedersehen.
Welche weiteren Möglichkeiten seht ihr, Kultur auch in Corona-Zeiten zu leben und zu gestalten?
Es ist interessant zu beobachten, dass Kultur in diesen Zeiten wirklich „vermisst“ wird. Wie so oft merkt eine Gesellschaft oft erst, was sie an kultureller Vielfalt hat, wenn dieses Leben mal stillsteht. Man erwischt sich ja selbst dabei, dass man ein bisschen wie auf Entzug ist – so viel Bock auf einen Kino-Besuch hatte man lange nicht mehr. Aber diese absolute Vermissung von kulturellem Leben ist erstmal eine positive Erkenntnis. Ich glaube, dass viele Kulturschaffende auch inspiriert sind von der Situation. Wir schreiben auch sehr intensiv an neuer Musik und vielleicht ist uns das Leben nach der ganzen Corona-Phase ja eine farbenfrohe Blumenwiese voller kultureller Begeisterung. Wir sind optimistisch.
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