choices: Janning, du gehörst mit zu den Gründern des neuen Kölner Jazzfestivals Cologne Jazzweek, mit dem ihr in diesem Jahr startet. Es erscheint in diesen Zeiten sehr ungewöhnlich, ausgerechnet jetzt ein neues Festival ins Leben zu rufen.
Janning Trumann: Eigentlich wollten wir im vergangenen Jahr schon starten, so dass wir de facto seit 2019 in den Planungen sind. Bereits seit 2015 gibt es mit dem Verein Kölner Jazzkonferenz e.V. diepolitische Interessenvertretung der Kölner Jazzszene. Seit 2018 gibt es als Tochterfirma der Jazzkonferenz die „Jazzstadt“, die zunächst als Website für die Szene begann. Aus dieser Arbeit heraus ein Festival an den Start zu bringen, ist eigentlich nur logische Konsequenz.
Was zeichnet in deinen Augen die Kölner Jazzszene besonders aus?
Uns ist natürlich auch bewusst, dass es gerade in der Region, also Bonn, Leverkusen und Moers, tolle Jazzfestivals gibt. Aber wenn man sich die deutsche Jazzszene anschaut, dann kommen die Musiker vor allem aus Berlin oder aus Köln, das sind die beiden zentralen deutschen Jazzstädte. Wir haben in Köln das große Glück, dass wir mit dem Stadtgarten und dem Loft zwei etablierte und ausgezeichneteSpielstätten in der Stadt haben, die zudem auch institutionell gefördertwerdenDas ermöglicht natürlich auch eine ganzjährige und intensive Arbeit.
„Das Programm spiegelt die Kölner Szene wider“
Wer ist denn jetzt bei der Cologne Jazzweek alles mit im Boot und wie sieht auch deine Aufgabe an dieser Stelle aus?
Ich bin Geschäftsführer der Jazzstadt als Tochterfirma der Jazzkonferenz und eines von drei Vorstandsmitgliedern des Vereins. Gemeinsam mit einem Kuratorium, bestehend aus Friederike Darius, Thomas Gläßer, Gareth Lubbe und Rebekka Ziegler gestalte ich das Programm der Cologne Jazzweek. Dabei gehört es zu meinen Aufgaben, das Festival in die Kölner Szene zu spiegeln. Gerade angesichts der umliegenden renommierten Festivals war von Anfang an klar, dass wir einen besonderen Schwerpunkt haben wollen und müssen. Unser Ziel ist es, die vielfältigen Strömungen in Köln auch beim Festival abzubilden, so dass wir in der Zeit vom 28. August bis 4. September zu jeweils einem Drittel internationale, nationale und Kölner Musiker auf der Bühne haben werden.
Was erwartet das Publikum bei der ersten Cologne Jazzweek?
Wir setzen inhaltlich verschiedene Schwerpunkte, so beispielsweise einen John-Taylor-Schwerpunkt in Erinnerung an den britischen Pianisten und ehemaligen Klavierprofessor, der so prägend für die Kölner Szene war. In dem Kontext sind beispielsweise Pablo Held, Florian Ross, Lucas Leidinger, Simon Seidl und Henning Berg zu hören. Wir freuen uns sehr, dass der Star-Trompeter Peter Evans in einem Doppelkonzert mit Angelika Niescier das Festival eröffnen wird. Ein ganz ungewöhnliches Projekt ist auch das Konzert von Hayden Chisholm gemeinsam mit Organist Kit Downes in der Kölner Agneskirche. Gemeinsam mit dem Gesangskollektiv PJEV gestalten die beiden ein Programm, das ganz auf den Kirchenraum zugeschnitten ist, was wiederum auch etwas Besonderes in Köln ist. Ein weiterer Schwerpunkt, der in Köln stark vertreten ist, ist auch der Jazz mit Streichern. Hierzu ist es uns gelungen, das Abschlusskonzert im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln zu einem absoluten Highlight zu machen, wenn neben anderen der südafrikanische Cellist Abel Selaocoe mit dem Streichquartett Manchester Collective zu hören ist. Wir zeigen in dem Programm, wie vielfältig die Kölner Jazzszene ist. Ganz bewusst gehen wir mit den Konzerten zum einen in die Spielstätten, die wir immer bespielen, aber auch in ganz neue Orte sowie kleinere Clubs.
„Ziel ist es natürlich, die Cologne Jazzweek zu etablieren und finanziell abzusichern“
Du bist ja selber auch noch sehr jung, so dass man eigentlich meinen könnte, du wärst schon ausgelastet mit deiner eigenen Musik. Wie kommt es, dass du dich so für die Kölner Szene engagierst?
Mein Schwerpunkt ist natürlich weiterhin meine eigene Musik, die ich als Posaunist, Komponist und Bandleader mache. Das Kölner Quartett ist mein Hauptensemble, mit dem ich auch während der Pandemie zum Glück noch vergleichsweise viel machen konnte. Darüber hinaus gibt es noch das weitere Quartett Trillmannsowie mein New Yorker Projekt, mit dem ich natürlich jetzt lange nichts machen konnte. Ganz aktuell ist auch mein Oktett, für das zuletzt die Komposition „Wem Zeit die Ewigkeit“ als Mischung aus sakraler Kirchenmusik und zeitgenössischem Jazz entstanden ist. Ich bin 2010 zum Studium nach Köln gekommen und habe schnell gemerkt, dass es mir gut tut, wenn ich Dinge selber entscheiden kann. Daher auch die eigenen Ensembles sowie ein eigenes Label. So habe ich mich zunehmend auch in der Kölner Szene engagiert und gehörte zu denen, die ein Jazzfestival in Köln politisch gefordert haben. Insofern fühlte ich mich auch in der Pflicht, bei der Umsetzung dieses Festivals, das ich selber gefordert hatte, mitzuhelfen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Arbeit doch auch etwas unterschätzt habe. (lacht) Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, die Cologne Jazzweek jetzt am Anfang mitaufzubauen und mich etwas zurückziehen und die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Ziel ist es natürlich, dass es uns gelingt, die Cologne Jazzweek zu etablieren und finanziell abzusichern. In diesem Jahr hatten wir großes Glück, weil wir durch den Doppelhaushalt 2020/21 finanzielle Zusagen hatten, die uns Planungssicherheit gegeben haben. Das war ein starkes Zeichen in Köln und bleibt hoffentlich so.
Cologne Jazzweek | 28.8. - 4.9. | Loft, Stadtgarten u.a. | jazzweek.de
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