Kurz vor Jahresende geben sich Die Radierer nochmal die Ehre. Die langlebigen Post-Punks aus Limburg – damals hätte man Neue Deutsche Welle gesagt, ohne Markus oder Nena zu meinen – haben in der ersten Hälfte der 80er Jahre drei sehr schöne Alben mit kindlichem Spaß an komischem Krach zwischen Punk und Elektronik veröffentlicht. Danach existierten sie eher theoretisch als praktisch, 2008 und 2013 gab es nochmal Alben und kürzlich eine fulminante CD-Box mit dem kompletten Frühwerk bis 1984. Jetzt kann man sich auch live wieder ins Vergnügen stürzen (27.12., 21 Uhr, King Georg)
Der Januar ist grau und kalt, aber zwei kleinere Festivals bieten Ablenkung: Zum siebten Mal präsentiert Winterjazz bei freiem Eintritt die Jazzszene Kölns. Auf insgesamt 5 Bühnen – im Konzertsaal, im Café-Restaurant und im Studio 672 des Stadtgartens, gegenüber im Zimmermann’s und in der Umleitung – werden 50 Musikerinnen und Musiker in Bands und losen Projekten ihre Musik darbieten. Eine tolle Möglichkeit, Neues zu entdecken (6.1., ab 18.30 Uhr). Die Cologne Music Week bietet an gleich sieben Tagen über 50 Acts: Pop, Rock und Electronic von Newcomern und regionalen Größen kann man an mehreren Orten bei freiem Eintritt genießen und entdecken. Einige größere Acts und die Parties sind nicht kostenlos, dafür kommen auch gestandene Größen wie die Technoproduzentin Ellen Allien oder die Electro-Legende Egyptian Lover, den man mit seiner Mischung aus souveränsten Old School-DJ-Skills und Rap nicht verpassen sollte (15.-20.1., Stadtgarten, Gewölbe, Clubbahnhof Ehrenfeld, Zum scheuen Reh).
Zugezogen Maskulin, das ist aktueller deutschsprachiger Hip-Hop mit korrekten Texten und einer guten Portion Wut. Das klappt in den Videos vorzüglich, und live wird der Aufruf zum Umsturz sicherlich auch gut rüberkommen (15.1., 20 Uhr, Clubbahnhof Ehrenfeld). Jaki Liebezeit, legendärer Schlagzeuger der noch legendäreren Kölner Band Can ist Anfang 2017 gestorben. Sein zunächst minimalistisches, gleichförmiges und später sehr experimentierfreudiges Spiel hat einen großen Nachhall in der Musikwelt hinterlassen. Ein Tribut-Konzert mit Mitgliedern von Drums Off Chaos, Jaki Liebezeits langlebigem Drum-Ensemble, der türkischen Prog-Rock-Gruppe Baba Zula, mit der er musizierte, Jono Podmore & Ian Tregoning, Irmin Schmidt, Damo Suzuki und Rosko Gee von seiner Überband Can, Gianna Nannini, Jochen Irmler von den Krautrockern Faust, Dominik von Senger von der Phantom Band, Jah Wobble von P.I.L, mit dem er gemeinsam mit seinem Can-Kollegen Holger Czukay spielte, uvm. hält die Erinnerung wach. Czukay kann leider nicht mehr dabei sein – er ist im Sommer gestorben. Ein Grund für ein weiteres Tributkonzert… (22.1., 20 Uhr, Kölner Philharmonie).
Wenn man mehr so apokalyptisch drauf ist, nennt man seine Tour „Pre World War III Tour“! Die $uicide Boy$ aus Louisiana liefern mit ihrem distorted Hip-Hop und Trap jedenfalls den passenden Soundtrack zum Untergang. Jetzt das erste Mal in Deutschland (25.1., 20 Uhr, Live Music Hall). Als Nils Frahm 2015 die Filmmusik für Sebastian Schippers Drama „Victoria“ einspielt und kurz darauf den Deutschen Filmpreis für den besten Soundtrack erhält, hat er schon zahlreiche erfolgreiche Alben mit Klaviermusik und der Kombination aus Klavier und Elektronik veröffentlicht. Sein aktuelles Album „All Melody“ entfaltet einen zarten, aber unglaublich reichen Klangkosmos mit Beats, Tasteninstrumenten, Blasinstrumenten, Chören und vielem mehr. Auch live kommt das alles aus seinem Computer (27.1., 20 Uhr, Kölner Philharmonie).
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