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Wir sind alle erwachsen
F/S 2008, Laufzeit: 84 Min., FSK 0
Regie: Anne Novion
Darsteller: Jean-Pierre Darroussin, Anaïs Demoustier, Judith Henry

"Wir sind alle Erwachsen" von Anne Novion

Auf den ersten Blick ist eine schönere Vater-Tochter-Beziehung wohl kaum vorstellbar: Wie jedes Jahr entführt Papa Albert (Jean-Pierre Darroussin) seine 17jährige Tochter Jeanne (Anaïs Demoustier) zu deren Geburtstag in ein anderes europäisches Land. Diesmal nisten sich die beiden auf einer Insel in Schweden ein. Doch schon bald trübt sich die Idylle. Das Ferienhaus ist aufgrund eines Missverständnisses bereits von zwei Frauen (Lia Boyse, Judith Henry) belegt. Vorerst arrangiert man sich und teilt sich die Unterkunft. Noch größerer Grund zur Sorge aber ist schon bald Albert, der seine Tochter, die gerade erwachsen wird, noch immer wie ein kleines Naivchen behandelt, das er besorgt bevormundet. Jeannes Selbstbewusstsein ist entsprechend angekratzt: „Ich kann sowieso gar nichts.“ Während Albert den Reifungsprozess seiner Tochter mit übertriebener Strenge ignoriert, gebärdet er sich selbst als infantiler Spinner, der sich mit Metalldetektor unterm Arm auf die Suche nach einem sagenumwobenen Wikingerschatz macht. Auch bei den unfreiwilligen Mitbewohnerinnen mag derweil nicht so recht Urlaubsstimmung aufkommen, weil sie unverhofft von der Vergangenheit eingeholt werden.

Anna Novion legt mit ihrer tragikomischen Sommerkomödie ein erfrischendes Debüt vor. Die Idylle im schwedischen Nirgendwo fern der Zivilisation schreit förmlich danach, hier einfach Mensch zu sein. Doch so einfach ist das bekanntlich nicht. Aber es geht hier ja nicht ums Menschsein, sondern ums Erwachsenwerden. Also um so Dinge wie reflektiertes, überlegtes Denken und um verantwortungsbewusstes, selbstloses Handeln. Um Vorbildfunktion. Genüsslich schickt Novion ihre Erwachsenen in Situationen, in denen sie, launisch und mit Altlasten behaftet, nicht in der Lage sind, dies annähernd auszufüllen. Die Konsequenzen sind mitunter tragisch, aber nie hoffnungslos.

Novion schöpft aus dem Ernst des Lebens, wahrt aber Leichtigkeit und das Komödiantische. Keine ihrer Figuren ist bisher im Leben angekommen, nicht alle von ihnen haben noch ein ganzes Leben vor sich. Wohl aber Jeanne, die dem unerwachsenen Treiben im Selbstgespräch und mit neugierig-entrücktem Blick folgt. Jeanne ist in dem Alter, in dem sie fehlerbehaftete Erwachsene und hormongesteuerte Gleichaltrige gleichermaßen verwirren. Sich dem zu stellen, muss eigentlich erwachsen machen. Oder zumindest menschlich. Novion bemüht sich am Ende etwas trivial um Läuterung, lässt aber dafür ihre insgesamt gelungene Geschichte angenehm offen ausgehen.

(Christian Meyer)

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