Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes
Italien, Schweiz, Deutschland, Frankreich 2018, Laufzeit: 96 Min., FSK 0
Regie: Wim Wenders
>> upig.de/micro/papst-franziskus
Klartext!★★★★★☆
Cinemoenti (173), 23.06.2018
Wenn ein Wirtschaftsboss ungezählte Schicksale ruiniert und dafür gelassen und von niemandem gebremst Boni einheimst, nennen wir das kriminell. Aber er darf das. Wenn jemand ein ähnliches Verbrechen im Kleinen begeht und es steht die Wirtschaft (= die legitimierte Ausbeutung) nicht hinter ihm, so landet er im Bau, und man will meinen: der muss ja schuldig sein; er sitzt! Papst Franziskus geht zu dem Inhaftierten, kniet sich vor ihn, wäscht ihm die Füße und küsst sie ihm.
In dieser Dokumentation lässt Wim Wenders den Papst lange zu Wort kommen, im Interview, als Redner vor den Wichtigen Entscheidungsträgern und den Not Leidenden der Welt. Und wir verstehen, warum er dem Inhaftierten die Füße wäscht: in dem Moment können wir ihn wieder als Mensch sehen.
Der Papst sagt in einem O-Ton sinngemäß: "Wir müssen alle den Mut haben, ein bisschen ärmer zu sein". In einem Konvoi aus Limousinen wählt er das kleinstmögliche Fahrzeug. Das sieht zunächst nach einem Witz aus, aber es demonstriert, dass dieser Mann tut, was er sagt, und dass er meint, was er predigt.
Die elementaren Themen unserer Zeit werden in dieser Dokumentation angegangen, zwar vor religiösem Hintergrund, aber im Grunde werden sie humanistisch humanitär beantwortet und funktionieren so allgemein gültig. Mit denkbar einfacher Sprache benennt ein Papst die Sünden unserer Zeit: die Lieblosigkeit, die Gier, die Gleichgültigkeit, die Verschwendung, die Abschottung... er leitet sie her, und er benennt Alternativen: Punkt für Punkt und sehr konkret. Und er bewegt die Menschen, er bewegt sie alle, er bewegt sie aufeinander zu!
All das wissen wir. All das kennen wir aus den Nachrichten. Nichts davon ist neu. Aber dem Papst direkt in die sanften wie wachen Augen zu sehen, während er seinen Standpunkt von der Leinwand aus erläutert, sein Wirken auf 90 Minuten komprimiert zu erleben, das ist etwas Anderes, es dringt in dich ein und macht dich still... weil du denken willst. Und weil du verstehst, dass du dich ändern musst.
Dringende Empfehlung. Zwingend unterrichtsrelevant.
www.cinemoenti.blogspot.com
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24