A Haunting in Venice
Großbritannien 2023, Laufzeit: 104 Min., FSK 12
Regie: Kenneth Branagh
Darsteller: Kenneth Branagh, Kyle Allen, Camille Cottin
Ungewöhnliche Agatha-Christie-Adaption
Düsterer Hochglanz
„A Haunting in Venice“ von Kenneth Branagh
In dieser Agatha Christie-Adaption verschwimmt die Grenze zum Übernatürlichen: Nach dem Zug als Schauplatz von „Mord im Orient-Express“ und dem glamourösen Kreuzfahrt-Schiff in „Tod auf dem Nil“ spielt der neue Teil der Reihe in einem alten, mysteriösen Geisterhaus in Venedig. Zu Zeiten der Seuche sollen Kinder dort eingesperrt und ihrem grausamen Schicksal überlassen worden sein. Ihre Stimmen hallen noch immer durch die dunklen Gänge. Als am Halloweenabend der erste Mord während einer Geisterbeschwörung geschieht, wird das Gebäude abgeriegelt. Draußen tobt ein Unwetter. Abgeschottet von der Außenwelt versucht Meisterdetektiv Hercule Poirot (gespielt von Regisseur Kenneth Branagh selbst) mit genauer Beobachtung, Scharfsinn und Logik diesen besonderen Fall zu lösen. Dabei gerät sein klarer Verstand jedoch ins Wanken.
Die Luftaufnahmen von Venedig am Anfang und Ende des Films sind aufwendig und atemberaubend. Die Macher:innen wollen so anscheinend der Kritik an mangelnder Authentizität entgehen, die zuvor an „Tod auf dem Nil“ mit seinen künstlich wirkenden Studio-Aufnahmen gerichtet wurde. Trotzdem gelingt es nicht, eine authentisch venezianische Atmosphäre entstehen zu lassen. Das mag zum Teil den internationalen Figuren und Schauspieler:innen sowie dem Konzept des abgeriegelten Hauses geschuldet sein. Trotz düsterem Anschein ist der Film aber auch wieder eine Hochglanz-Produktion, die an manchen Stellen etwas Schablonenhaftes hat. Wenn zwischen herunterstürzenden Kronleuchtern und Dauerregen keine einzige Strähne verrutscht, die Frisuren und Kostüme perfekt gestyled bleiben, passt dies besser zu einem edlen Kreuzfahrt-Schiff als zu einem zerfallenden Haus.
Ein weiteres Manko ist, dass die Horror-Elemente im Film zu brav wirken, um gruselig zu sein. Dafür werden die unheimlichen Sequenzen zwischendurch immer wieder durch humorvolle Dialoge aufgelockert. Die Rollen sind mit hochkarätigen Schauspieler:innen wie Michelle Yeoh besetzt, die zuletzt für ihre Performance in „Everything Everywhere All at Once“ den Oscar in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin gewann. Auch hier glänzt sie in der Rolle als Geisterbeschwörerin.
(Joana Keip)
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