choices: Herr Schäfke, ist Köln eine europäische Metropole?
Werner Schäfke: Eine "Metropole" definiert sich durch die Reichweite ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Wirkung. Köln ist sicher Metropole fürs Rheinland, für NRW und für Nordwesteuropa. Die politische Wirkung ist deutlich geringer. Das war bis zur Schlacht bei Worringen 1288 sicher anders. Mit dem Gewinn der politischen Eigenständigkeit der Stadt unter dem Regiment der Patrizier verliert man den Glanz und die politische Bedeutung des erzbischöflichen Hofes. Mit den Generalstudien der Dominikaner und Franziskaner, den Ursprüngen der Kölner Universität, mit dem Stapelrecht, das Köln zum zentralen Handelsplatz für Nordwesteuropa macht, bleibt die kulturelle und wirtschaftliche Wirkung aber erhalten.
Es gibt Kultur- und Wirtschaftsmetropolen. Wann war Köln Kulturmetropole, wann Wirtschaftsmetropole?
Kultur und Wirtschaft kann man zwar voneinander unterscheiden, aber nicht voneinander trennen. Köln ist nie mehr Kulturmetropole gewesen als im 13. Jahrhundert, als Albertus Magnus hier lehrte und der Plan für den gotischen Dom entworfen wurde. Danach hatte erst der Aufbruch in die Moderne – in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts – wieder metropolitanen Charakter. Wirtschaftlich ist Köln vom 10. Jahrhundert bis heute eine Metropole fürs Rheinland und den Nordwesten Europas. Mit Nicolaus August Otto und der Erfindung des Vier-Takt-Motors Ende des 19. Jahrhunderts war es für einen Augenblick sogar Weltmetropole.
Was bedeutet das für die Selbstdarstellung der Stadt?
Die Selbstdarstellung der Stadt – also ein diskutiertes, definiertes gemeinsam formuliertes Stadtmarketing jenseits von Klüngel und Karneval – ist nicht vorhanden. Wir lassen uns das Klüngelbild und das Karnevalskostüm wohlgefällig von außen überziehen, lassen uns gefallen, dass man uns nicht ernst nehmen soll. Köln als möglicher Konkurrent auf vielen Feldern in Kultur, Wirtschaft und Politik wird so als Lachnummer außer Gefecht gesetzt.
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