 
		Der Februar ist ja ein eher trostloser Monat. Es sei denn, man liebt Karneval. Oder das Kino – das ganz große mit rotem Teppich. Richtig Glamour. Wer beidem zugetan ist, kann diesmal am Aschermittwoch die Pappnase weg- und den dicken Schal und vielleicht auch das kleine Schwarze einpacken, denn am Donnerstag, den 11. beginnt die 66. Berlinale. Deutschlands größtes internationales Filmfestival – das bedeutet eiskaltes Erkältungswetter jenseits der Kinosäle, das Entdecken von bewegten Bildern, die man womöglich nie wieder außer hier auf einer großen Leinwand sehen kann und es heißt auch viel Warten. In Schlangen vor Ticketschaltern, vor dem Berlinale-Palast, um einen Blick auf die Stars zu erhaschen, beim Anstehen für ein überteuertes Heißgetränk, und nicht zuletzt auf den einen besonderen Film, der einem unvergessliche Momente beschert.
Aussichtsreiche Kandidaten dafür sind die Coen-Brüder, die nach „True Grit“ 2011 wieder den Opener der Filmfestspiele liefern. „Hail, Caesar!“ ist eine in den fünfziger Jahren angesiedelte Hollywood-Komödie, in der George Clooney als geistig wie schauspielerisch limitierter Geck in der Rolle des Julius Cäsar vom Dreh entführt wird. Josh Brolin, Scarlett Johansson, Tilda Swinton und Channing Tatum sind auch dabei, was den Promi-Watchern in Berlin schon im Vorfeld hoffnungsvolles Herzrasen beschert. Doch auch vom Rhein aus lässt sich ein bisschen Berlinale-Fieber kultivieren, wenn man sich die tägliche Dosis Berichterstattung in den (sozialen) Medien gönnt und sich nur eine Woche nach den Premierengästen beim regulären Kinostart auf den neuen Coen-Film freuen kann.
Ein schönes Vorglühen für den Höhepunkt der alljährlichen „Awards Season“, der nur eine Woche nach der Verleihung der Bären ins Haus steht. Am spätesten Februar-Termin dank Schaltjahr, in der Nacht vom 28. auf den 29., werden in Los Angeles zum 88. Mal die Oscars verliehen. Dann wird sich wieder zeigen, ob die Trophäen von den Golden Globes im Januar über die Kritikerpreise sowie die diversen Preisverleihungen der Gilden der Produzenten, Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren bis in den Februar hinein zuverlässige Omen waren. Ein Teil des ganzen Spaßes ist es schließlich, eigene Oscar-Prognosen abzugeben, ob für sich im stillen Kämmerlein mit dem offiziellen Tippschein aus dem Netz, als offene Ankündigung für Freunde und Follower oder bei einem echten Toto mit Chance auf bescheidenen Ruhm und eine Handvoll Euros.
Ist der Tipp einmal in der Welt, gilt es noch, sich je nach Gusto auf die Nacht der Nächte einzurichten. Dabei kann eine Pyjama-Party vor dem Fernseher, auch im Alleingang, ebenso reizvoll sein wie Rudelgucken mit Gleichgesinnten. Live oder online lässt es sich prima über Dankesreden echauffieren oder freuen, Star-Stylings kommentieren oder wilde Spekulationen diskutieren. Wie die, dass der echte Bär, der die Berlinale-Plakate 2016 ziert, Rückschlüsse auf die Oscar-Chancen von „The Revenant“ im Allgemeinen und Leonardo DiCaprio im Besonderen zulassen könnte.
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