Ein Blick auf das Programm im einstigen Jazz-Mekka Altes Pfandhaus in der Kölner Südstadt lässt ein relativ ausgedünntes Programm Improvisierter Musik erkennen. Nach über zehn Jahren engagierter Konzertveranstaltungen mit Ikonen der neueren Jazzgeschichte und einem gehörigen, immer noch sehr beliebten Anteil an Veranstaltungen mit virtuosen Beiträgen aus der Fusion-Zeit, ziehen jetzt Literatur und Songwriter auf.
Die Geschichte dieses Hauses ist leider gezeichnet von einer permanenten Unterfinanzierung – was bei einem privat finanzierten und leidenschaftlich geführten Herzensunternehmen häufiger vorkommt. Wer keinen festen Etat und deshalb wenig Geld hat, will und kann folglich auch keine Werbung machen. Das plakatierende Feld beackern vornehmlich die bis zur Oberlippe subventionierten Musikunternehmen der öffentlichen Hand.
Aufsehen erregte das Haus, als es vorübergehend als Interimsbühne für die Kinderoper der Stadt diente, was die Grundversorgung der Immobilie sicherte. Aktuell war das schöne Haus bereits als Notbehausung für das Theater der Keller im Gespräch – 2019 muss das Keller-Stammhaus geräumt werden. Eine freundliche Übernahme des Konzertbereichs im Pfandhaus durch eine musikbegeisterte Unternehmerin scheiterte nach anfänglichem Aufwind. Jetzt dümpelt das Programm so vor sich hin – nicht ohne ein Highlight im November.
Als Erbe des gewaltigen John Coltrane bezeichnen Jazzfans den Tenoristen Oded Tzur. Der aus der Jazzszene Tel Avivs stammende Wahl-New Yorker war bereits im letzten Jahr Tenorsaxophonist des Jahres, was an seiner wunderbaren Melange aus experimentellen Sound-Erfindungen und einer stets mitschwingenden melodischen Natürlichkeit liegt – eine Adaption folkloristischer Motive trifft auf Techniken der indischen Musik. Tzur hat nämlich beim berühmten indischen Flötenguru Hariprasad Chaurasia das Spiel auf der Bansuri erlernt, mit allen spirituellen Tiefgängen, die der traditionellen indischen Musik innewohnen. Die erlernten Techniken hat der Saxophonist auf sein Instrument übertragen, was ihm ermöglicht, zwischen den Tönen und ihrer exakten Höhe zu surfen: Das befähigt zum mikrotonalen Spiel und erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten. Meister Chaurasia fasste Tzurs Kunst auf dem Sax einmal so zusammen: „Wenn du einen Vorhang vor den Spieler hängst, kann dir niemand mehr sagen, welches Instrument da gerade klingt!“
Oded Tzur Quartet | Do 8.11. 20 Uhr | Altes Pfandhaus, Köln | 0221 28 01
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