Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17

12.577 Beiträge zu
3.805 Filmen im Forum

Elisabeth Voigt, Der rote Stier, 1944-61, Öl/Lw, 130x180 cm, Museum der bildenden Künste Leipzig, © Nachlass Elisabeth Voigt
Foto: bpk / Museum der bildenden Künste, Leipzig / Michael Ehritt

Bilder als Widerstand

06. November 2019

Malerei in der DDR in Düsseldorf – Kunst in NRW 11/19

30 Jahre Mauerfall sind ein Anlass, um sich zu vergegenwärtigen, wogegen die Bürger der DDR damals auf die Barrikaden gingen, wie sich ihr Leben gestaltete und warum sie unbedingt ausreisen wollten. Ein Seismograph der Verhältnisse – mit dem Für und Wider gegenüber dem herrschenden System – waren die bildenden Künstler. Das verdeutlicht jetzt die klug zusammengestellte, mit etlichen „ikonischen“ Werken zur Kunst in der DDR gespickte, Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf. Sie stellt dreizehn Maler in chronologischer Abfolge vor, die unterschiedliche Einstellungen repräsentieren: den Glauben an das DDR-Regime, den einzelgängerischen Rückzug auf existenzielle Aussagen mit den Mitteln der figurativen Darstellung, das schließlich geduldete Insistieren auf der geometrischen Abstraktion und das Erfüllen der Maxime des Sozialistischen Realismus. Und dann folgen die Widerstände im Untergrund, der vielsagende Rückzug auf die Mythologie und schließlich das Beobachten des eigenen Beobachtet-Werdens.

So werden die wenig bekannten realistischen Werke von Wilhelm Lachnit und Elisabeth Voigt ebenso ins Bewusstsein gerufen wie die phantastische Malerei der jüngeren Angela Hampel. Zum Glück wird an die stillen Zeichner Gerhard Altenbourg und Carlfriedrich Claus erinnert, die mit feinen Strichen und der Ästhetik der Schrift einen Kosmos an Welterfahrung vor Augen führen. Konsequenterweise sind alle Künstler der zeitweilig so genannten „Viererbande“ vertreten, die im Unterschied zu den „Staatskünstlern“ die kulturellen Vorgaben auch im westlichen Ausland vertraten. Die Metaphern, die etwa Mattheuer und Heisig einsetzen, verwendet wiederum Michael Morgner in subtil konträrer Weise. Rigoros äußern sich dagegen A.R. Penck und Cornelia Schleime, von der das spannende dokumentarische Frühwerk ausgestellt ist. Dabei ist die Ausstellung keineswegs eine „Aufrechnung“, sondern ein stilistisches Rekapitulieren der bildenden Kunst in der DDR durch vier Jahrzehnte, welches die „Geheimsprachen“, die Ausdrucksstärke und generell die gesellschaftliche Macht des Mediums unterstreicht. Man kann viel lernen – und viel sehen.

Utopie und Untergang | bis 5.1.20 | Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Alter weißer Mann

Lesen Sie dazu auch:

Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24

Die stille Anwesenheit der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 10/23

Malerei im Fluss
Jan Kolata in Ratingen und in Düsseldorf – Kunst in NRW 06/23

Draußen, im Licht
Die Ölstudie im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 03/23

Zweierlei Romantik
Caspar David Friedrich im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 12/20

Farben aus Licht
Walter Ophey in Düsseldorf – Kunst 01/19

Chronist zu seiner Zeit
Lucas Cranach im Museum Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 06/17

Ein Fest dem Schleier
„Hinter dem Vorhang“ im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/16

Schumann-Saal lässt aufhorchen
Die Düsseldorfer Planer arbeiten am Puls der Zeit – Klassik am Rhein 10/16

Alles in Fahrt
Jean Tinguely in Düsseldorf – Kunst in NRW 07/16

Licht und Schatten
Zurbarán in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/15

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!