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Foto: Hovhannes Martirosyan

Junger Jazz voller Geschichten

10. Februar 2022

Svetlana Marinchenko im King Georg – Musik 02/22

Für umgerechnet zehn Euro kauft die damals 17-jährige Moskauerin Svetlana Marinchenko ein Klavier – einfach weil es eines der wenigen verfügbaren und bezahlbaren Instrumente in ihrem Umfeld ist. Welch ein Glück für die Musikwelt! Vor diesem Zeitpunkt hatte sie nicht viel mit Musik zu tun, doch als John Coltranes „A Love Supreme“ an ihr Ohr gelangt, ist klar: Die Musik muss Teil ihres Lebens werden.

Svetlana braucht gerade einmal drei Jahre musikalische Praxis, um am Mussorgsky College of Music in St. Petersburg als Studentin aufgenommen zu werden. Während ihres Studiums sammelt sie ganz nonchalant diverse Preise ein, ist zu Gast im russischen Fernsehen, spielt in Clubs und auf Festivals. Doch nicht nur der Modern Jazz begeistert die junge Musikerin – sie beschäftigt sich auch mit diversen anderen Genres, vor allem der russischen Folklore. So reist sie in verschiedene Dörfer ihres Heimatlandes, um Stücke dieser Rubrik zu sammeln und als Inspiration für eigene folkloristische Arrangements zu nutzen. Ein musikalischer Einfluss, der auch heute in ihrer Musik immer wieder zum Tragen kommt, ebenso wie die russische „Klassik“.

Ihr Debütalbum „Present Simple“ veröffentlicht sie im Jahr 2015 und tourt damit durch Russland, bis der einstige Jazzpionier der Sowjetunion und Experte für „freie musikalische Rede“ am Klavier Leonid Chizhik die vielversprechende Komponistin und Pianistin nach Deutschland einlädt. Mit Mitte 20 dann also der Umzug nach München, um am dortigen Jazzinstitut der Hochschule für Musik und Theater an ihr bisheriges Studium anzuknüpfen.

Einladung zur Reflexion

Ihr zweites Album veröffentlicht Svetlana im Jahr 2020: „Letters to My Little Girl“ beschäftigt sich mit dem Thema des inneren Kindes in jedem von uns und lädt – wie auch ihre vorangegangenen Stücke – durch die inhärenten Narrative und Gefühlslagen zur persönlichen Reflexion ein. Im Sommer 2021 zieht es die heute 31-Jährige weiter. In der neuen Wahlheimat Berlin nutzt sie die Internationalität der hiesigen Musikszene als Inspiration für neue Kompositionen und gründet ihr aktuelles Trio „SVM3“, das nun im Rahmen der „Young Talent“-Reihe des King Georg zum ersten Mal in eben dieser Spielstätte auftreten wird. Für die Nachwuchsreihe der legendären Location wurde Svetlana vom künstlerischen Leiter Martin Sasse entdeckt und eingeladen, da sie laut Konzertleiter Max Bäumker „mit ihrer Interpretation von Jazz und ihrem ambitionierten Spiel“ ausgezeichnet in den Musikclub passe.

Sie selbst sagt, dass bei ihr immer mit viel Improvisation, Interaktion und Emotion zu rechnen sei; Modern Jazz mit verschiedenen europäischen sowie internationalen Einflüssen – mal mit winzigen Dissonanzen, mal erzählend, fließend – dabei stets ehrlich und unprätentiös, auch dank des unverbrauchten Zusammenspiels dieses Trios.

SMV3 | 23.2. 19.30 Uhr | King Georg Jazz Klub Bar | www.kinggeorg.de

Julia Steinmetz

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