In seiner kurzen Karriere bis zu seinem frühen Tod hat Tim Buckley eine waghalsige Reise vom Singer/Songwriter zum experimentellen Vokalisten vollzogen, um zum Schluss wegen mangelnden Erfolgs von der Plattenindustrie verramscht zu werden. Mit der Wiederveröffentlichung seines selbstbetitelten Debüts kann man seine Anfänge rekonstruieren. Denn neben dem Originalalbum findet man auf einer zweiten CD zwölf Songs seiner ersten Band The Bohemians von 1965 – allesamt unveröffentlicht. Außerdem gibt es zehn ebenfalls unveröffentlichte Buckley-Demos von 1966. Die Doppel-CD kommt in schöner Verpackung mit Booklet (Rhino). Lal ist ein multikulturelles Trio aus Kanada, das auch auf seinem vierten, selbstbetitelten Album politische Botschaften verstreut. Musikalisch sind sie nur schwer einzuordnen: Ihr Indie-Pop speist sich aus Hip Hop, Soul, Gitarrenpop, Electronica und vielem mehr (Public Transit). Matt Elliott veröffentlichte früher unter dem Namen Third Eye Foundation eine Melange aus akustischen und elektronischen Sounds. Unter seinem bürgerlichen Namen erscheinen seit einigen Jahren düstere Folk-Alben. Auf „The broken Man“ verbindet Elliott seine dunkle Stimme mit Akustikgitarre, Klavier und Geige (Ici d'ailleurs). Der Kölner Musiker Jörg Follert veröffentlicht unter dem Namen Wechsel Garland Musik, die leichtfüßig den Gegensatz zwischen analog und digital und zwischen Track und Song auflöst. Akustikgitarre trifft auf Flächen, Streicher und Gesang auf Beats. „Dreams become things“, das sechste Album des Kölner Musikers, beeindruckt mit schwereloser Tiefgründigkeit und nachdenklicher Leichtigkeit (Strzelecki Books).
„MU.ZZ.LE“ von Gonjasufi ist eine gut 20minütige EP mit zehn kurzen Stücken. Die nebelverhangenen Downbeats, die nostalgischen Samples, die Stimme – wie durch einen Kopfhörer eingesungen – verströmen in ihrer gebrochenen Schönheit einen außerordentlich betörenden sentimentalen Touch (Warp). Die französische Turntable-Crew Chinese Man lässt durch ihren Asien-Bezug direkt an den Wu Tang Clan denken. Musikalisch grenzen sie sich auf ihrem ersten Album „Racing with the Sun“ jedoch ab, denn ihre oft instrumentalen Downbeats sind nicht immer strictly Hip Hop, sondern auch mal Reggae-infiziert und mit Folk- und Balkan-Anleihen sehr verspielt (Chineses Man). Leschet & Wilde, Veranstalter und Hausband der Kölner Silberschwein-Partys, veröffentlichen mit „Switch your Phaser to kill“ ihr erstes Album. Darauf findet man neben solidem Minimaltechno mit Dub-Appeal und atmosphärischen Interludes auch live erprobte Euphorie-Hits wie „Autummatik“ (Silberschwein). Bereits zum zwölften Mal kommt pünktlich zur Weihnachtszeit die Compilation „Pop Ambient“. Die Ambient-Sammlung aus dem Hause Kompakt beginnt monolithisch mit einem Manifest. Es folgt Zeitlupenwohlklang von Superpitcher, Wolfgang Voigt, Jörg Burger und Freunden des Hauses. Verzaubernd und beglückend. Traumhaft: „Flumina“ von Fennesz + Sakamoto erinnert natürlich an Alva Notos Zusammenarbeit mit Rryuichi Sakamoto. Wo Alva Noto den Kontrast von digitalen Sounds und Sakamotos organischen Klavierklängen sucht, unterstreicht Fennesz mit wogenden Flächen die zarten Pianotupfer. Ganze 24 Stücke auf zwei CDs haben die beiden für ihre dritte Zusammenarbeit gemacht (Touch).
Mighty Sparrow ist einer der bekanntesten Calypso-Sänger. „Sparromania!“ zeichnet auf zwei CDs seinen Weg von 1962 bis 1974 nach – spart also die Anfänge und die letzten knapp 40 Jahre aus. Aber gerade in den 60ern hat er auf spannende Art andere Musikstile einfließen lassen, so dass ein weites Spektrum abgedeckt wird (Strut).
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