So etwas darf man einen Triumph nennen: Ann Sophie Lindströms 30-minütiger Dokumentarfilm „The Bitter with the Sweet“, der ein alterndes Paar in Philadelphia beobachtet, beim Kratzen und Kochen, Schimpfen und Streicheln, gewann beim Kurzfilmfestival Köln am Sonntagabend erst den choices-Publikumspreis und dann auch noch den von der SK Stiftung Kultur gestifteten 2. Jury-Preis. Lindström war überwältigt. choices sagte sie: „Eigentlich war ich nach Philadelphia gereist, um eine Cowboygeschichte zu filmen. Dann stieß ich auf Ricky und seine Frau. Sie haben mich an ihrem Leben teilhaben lassen.“ Aus 84 Stunden Filmmaterial montierte Lindström die Geschichte einer Hassliebe, wie sie in einer solchen Zärtlichkeit, Komik und Bitterkeit nur selten zu sehen ist. Gemeinsam mit seiner an Borderline erkrankten Partnerin Gretchen kämpft sich der 62-jährige Cowboy Ricky durch den entbehrungsreichen Alltag. Die Jury Jennet Thomas, Lucas Barwenczik und Mehmet Akif Büyükatalay feierte das Werk als „wahrhaftigen Film über die Komplexität von Abhängigkeits- und Liebesbeziehungen, ehrlicher als das Kino es sonst erlaubt“.
Die weiteren Jurypreise des Abends gingen an Lukas Marxts mit geometrischen Landschaftsaufnahmen spielenden „Imperial Valley“ (3. Jurypreis, gestiftet von WeFadeToGrey) und Alexander Pascal Forrés ironische, männliche Peepshow „Die wahre Nacktheit“ (1. Jurypreis, gestiftet von Augenschein Filmproduktion, btf – bildunttonfabrik und Zeitsprung Pictures). Den von Andrea Hanke und Jessica Eisermann ausgewählten WDR-Preis erhielt in diesem Jahr Tuna Kaptans etwas andere Flüchtlingsgeschichte „Schildkröten Panzer“, der „ein komplexes Bild von Flucht und Krieg entstehen“ lasse.
In der Sektion Kölner Fenster durften sich Boaz Kaizmans „Tigersprung“, die wahre Geschichte des von der Gestapo umgebrachten Sportlers Albert Richter, und Bünyamin Musullus den Alltag einer Flüchtlingsfamilie spiegelnder „Promise“ über die von FinderTV Kameraverleih und Farbkult Postproduktion gestifteten Preise freuen. Bei den Virtual-Reality-Werken kürten Dmitry Zakharov und Sven von Reden im Namen der btf bildundtonfabrik Sngmoo Lees 360-Grad-Film „Eyes in the Red Wind“ zum Sieger.
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