Der Retter naht. Er hat einen Berg Golddukaten zum Pressetermin mitgebracht. Und einen Esel auch. Der scheißt ihm vielleicht noch ein, zwei Münzen dazu. Wer jetzt an die Wirtschaftskrise denkt, liegt selbstverständlich falsch. Helge Schneider wollte visualisieren, dass er sich gerade intensiv mit den Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach beschäftigt – logo, Helge. Gerade hat er im Haydnjahr in einer Fernseh-Doku auf dem Cembalo geklimpert. Aber es könnten auch außermusikalische Gründe für sein Mitwirken gezogen haben: Haydn war berüchtigt für eine außergewöhnliche Physiognomie. Sein Schädel wurde gleich nach dem Tod ausgegraben und geraubt. „Jetzt möchte ich einen Klassikteil in mein Programm einbauen“, meint der „studierte Jazzkünstler“ Helge: „Das ist ein Wort, das ich gern lese!“
„Komm hier haste ne Mark“ nennt er seine neue Show, mit der Helge ausgiebig tourt. Der Esel von der Pressekonferenz muss zu Hause bleiben. Helge bringt dafür die „Drops“ mit, eine tolle Band mit dem Oldstar-Drummer Pete York und jeder Menge kauziger Typen aus der Jazzszene. Obwohl Helge „einen starken Bezug zu Tieren hat“, wie er gesteht. „Ich hatte mal Würmer!“
Wo Helge schon nicht die Wirtschaft rettet, so hilft er doch wenigstens den armen Menschen, die sich an Weiberfastnacht nicht blöd geschunkelt haben, über die völlig humorfreie Fernsehsitzungsperiode, in Köln zielsicher am Karnevalswochenende. Und Würmer bleiben ein Thema bei Helge. Mit „Ackerfurchenaufstand“ schuf er eine Hommage an den gemeinen Regenwurm. Und Ohrwürmer werden die neuen Hits vom „popowackelnden Kakadu der deutschen Popmusik“ bestimmt irgendwann, zumindest in den Kinderzimmern der Region.
Den Titel seines Programms bezieht der Musikclown der Improvisierten Musik und der Improvisierten Bühnenshow auf die harten Tage, als er selbst am Saxophon mit einem Schlagzeugkumpel auf der Straße die Stiegen des Ruhms mit Schwung nehmen wollte. „In Köln wurden wir von der Polizei vertrieben“, erinnert sich Helge. „Wir mussten uns an den Dom Stellen, an eine total zugige Ecke, an der die Leute immer ganz schnell vorbeieilten. Deshalb haben wir auch nur zwei Mark in der halben Stunde gemacht.“
Die Zeiten sind vorbei. Helge kann seine vielen Kinder locker finanzieren. Und wenn in seinen Konzerten Kids in der ersten Reihe sitzen, dann spielt er auch gerne „Katzeklo“, für ihn ein genau so erhabenes Werk wie eine Mahlersinfonie. Dass er auch ein großer Virtuose an den Tasten ist, beweist er in dem artistischen Stück „Flying Hands“, ein Stück in der großen Tradition der Orgelvorführer wie Franz Lambert. Beim vielen Üben haben Helges Finger schon an Umfang verloren. Aber die Fans werden dieses einzigartige Gesamtkunstwerk der alternativen Unterhaltungsbranche trotzdem wiedererkennen: Meistens trägt er einen Hut.
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