Es war überraschend, als vor einigen Monaten die Idee publik wurde, das damals schon baufällige Freizeitzentrum West in einen repräsentativen Bau am Kreativzentrum Dortmunder U mitten in der Innenstadt umziehen zu lassen. Überraschend deshalb, weil ähnliche städtische Kulturinitiativen anderswo meist ein komplett neues und oft überdimensional prunkvolles Konzertvenue zum Ergebnis hatten. In Dortmund aber erinnerte man sich der ruhmreichen Historie des FZW und hielt diese für so hervorhebenswert, sie nicht sterben zu lassen. Ein lobenswerter Gedanke zwar, aber dieser Schritt birgt auch Gefahren. Eine liegt in der vollständigen Umdeutung des ehemaligen, klassisch sozialdemokratischen und basisnahen Charakters des alten Stadtteilclubs. Das neue FZW muss, anders als zuvor, zwangsläufig als Fahnenträger der Popkulturstadt Dortmund herhalten, so zentral und bedeutsam ist sein neuer Standort und die ganze Meile umher. Darüber hinaus geht man mit den neu erschlossenen Kapazitäten ein nicht zu unterschätzendes Risiko ein. Größenordnungen von 300 Besuchern im Club und 1.300 in der neuen Halle bedeuten eben, dass man auch genügend Künstler finden muss, die gerade die Halle füllen können, ohne dabei maßvolles Wirtschaften aus den Augen zu verlieren. Gerade angesichts des Scheiterns der Weststadthalle in Essen im letzten Jahr ist das eine Mammutaufgabe, mit der versucht wird, an die glorreichen Zeiten des Konzertstandortes Ruhrgebiet anzuknüpfen. Die liegen aber schon weit zurück. Für Daniel Binder, den Projektmanager des FZW, ist diese Herausforderung vor allem ein Reiz. Sein Konzept besteht in einer engen Vernetzung mit anderen örtlichen Veranstaltern, die überzeugt werden sollen, die Möglichkeiten des neuen Ortes für sich zu nutzen. Dass das bisher gelingt, zeigt nicht nur das überaus respektable Programm der ersten Monate, sondern auch die große Dichte an Fremdveranstaltungen. Radio- und Printmedien wie Eldoradio oder das Visions Magazin sind schon in Kooperation getreten, außerdem behält man auch die spezifischen Interessen des Ruhrgebietspublikums im Auge. „Wir haben hier ein bodenständiges Publikum. Das werden wir bei der Programmplanung berücksichtigen“, so Binder.
Zum offiziellen Start am 11.9. präsentiert das FZW schon mal ein Programm, das Respekt abtrotzt. Neben Art Brut und Chuck Ragan spielen Muff Potter ihren wohl letzten Dortmund-Gig überhaupt. Und auch in den Monaten danach sind mit Phoenix und The Notwist schon Acts bestätigt, die länger nicht mehr in einem Clubrahmen im Ruhrgebiet zu sehen waren. Ein anderer Termin aus der Off-Szene Dortmunds ist daneben genauso wichtig, dass er nicht unerwähnt bleiben soll: Am 5.9. spielen Deichkind im Rahmen der Antifa-Demo gegen den Neonaziaufmarsch ein LKW-Konzert. Sollte so oder so nicht verpasst werden.
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