Das achte Album von Mogwai heißt „Rave Tapes“, und tatsächlich kann man sich über den elektronischen Einschlag wundern. Zwar gab es das auch vorher schon, aber in Stücken wie „Simon Ferocious“ oder „Remurdered“ sind die Synthesizer schon sehr präsent. Allerdings lassen die aufsteigenden Gitarrenwände dann auch nicht lange auf sich warten und man kann sich schnell wieder am typischen Mogwai-Sound laben (Rock Action). Der ehemalige Pavement-Frontmann Stephen Malkmus lebt seit ein paar Jahren in Berlin, und in Köln war er zuletzt auch häufig zu Gast. Nicht zuletzt, um beim letzten Week-End Festival zusammen mit den Kölnern Von Spar das Can-Album „Ege Bamyasi“ zu interpretieren. „Wig Out at Jagbags“ ist dann auch – wie er selbst angibt –nicht nur von seinen Berlin-Eindrücken, sondern auch von seinen Köln-Besuchen beeinflusst. Es ist mit Hilfe von Malkmus' eingespielter Band The Jicks ein lockeres, luftiges Rockalbum geworden, das gleichermaßen leicht und komplex klingt. Ein Jahr davor haben Family Fodder auf dem Mitte Dezember in die dritte Runde gegangenen Week-End Festival gespielt. Die inzwischen fast vergessene New Wave Band hat fröhlich-experimentellen Pop gemacht und gerne auch Reggae-Elemente in ihre Songs eingebaut. Ihre Musik klingt gleichermaßen unbekümmert wie raffiniert. Das Berliner Label Staubgold veröffentlicht das erste Album „Monkey Banana Kitchen“ von 1979 und die EP „ScHiZoPhReNiA pArTy!“ von 1981 auf Vinyl. Auf CD gibt es nicht nur die beiden Platten zusammen, sondern als Bonus außerdem noch die Singles „Film Music“ ('81) und „The Big Dig“ ('82). How slow can you go? Die Mülheimer Band Bohren & der Club of Gore hat sich in den letzten 18 Jahren dem Lounge-Doom verschrieben. Ihr jazziger Sound – Rührbesen, Rhodes Piano, Saxophon – geht gedanklich von Doom Metal und Film Noir aus und scheint in seiner Gedehntheit beinahe nach jedem Ton stehen zu bleiben. „Piano Nights“ führt diese Tradition erbarmungslos fort. Songtitel wie „Fahr zur Hölle“ treffen die Stimmung ebenso wie „Segeln ohne Wind“ (Pias).
Weihnachtliche und winterliche Stimmung verbreitet wie jedes Jahr die Compilation „Pop Ambient“ aus dem Hause Kompakt. Die Stücke für das Jahr 2014 sind von alten Bekannten wie The Bionaut (Jörg Burger alias The Modernist), Wolfgang Voigt, Ulf Lohmann oder Thomas Fehlmann und tragen mit flächigen Sounds zur feierlichen Entschleunigung bei. Über zehn Jahre stand das Label Dance Mania für den Clubsound von Chicago. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre war es House und Acid von Marshall Jefferson, Farley Jackmaster Funk. L'il Louis und Anderen, in der ersten Hälfte der 90er wurde es mit DJ Rush, Robert Armani oder Paul Johnston härter und technoider und führte Mitte der 90er Jahre direkt zu explizitem Ghetto House, der heute als Chicago Juke und Footwork firmiert. Das Label Strut würdigt Dance Mania mit der Compilation „Hardcore Traxx: Dance Mania Records 1986-1997“, die 24 Stücke auf zwei CDs versammelt. Das Label wird demnächst wiederbelebt.
In seiner „Kraftwerk“-Biografie lässt David Buckley nicht nur zahlreiche Wegbegleiter wie Wolfgang Flür, Karl Bartos, Michael Rother uva. zu Wort kommen, er erkundet auch den großen Einfluss der Düsseldorfer Band auf die elektronische Musik seit Mitte der 70er Jahre – von Gary Numan und Human League bis zu House und Techno. Neben dem musikalischen Phänomen untersucht er auch das Erscheinungsbild des Gesamtkunstwerks Kraftwerk – vom visuellen Aspekt bis zu dem Umgang mit Medien. Dabei entfaltet sich nebenbei auch eine Geschichte des Nachkriegsdeutschlands (Metrolit).
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