Die Kulturmanagerin Mechtild Tellmann gehört zu den festen Größen in NRWs Tanzszene. Als Organisatorin und Festivalgründerin kennt sie die Welt des Tanzes so, wie sie sich vor und hinter der Bühne darstellt. Und sie ist alarmiert, denn sie sieht ein Riesenproblem auf die Freie Szene zukommen. „Im Frühjahr laufen die Sonderprogramme von Bund, Ländern und Kommunen aus. Dann drohen die gerade stabilisierten Strukturen zusammenzubrechen“, befürchtet sie. Die im Zuge der Corona-Pandemie aufgelegten Förderungen der öffentlichen Hand waren zwar aus der Not geboren, ermöglichten den Künstlerinnen aber ein solides Arbeiten. Endlich war man auf einem Niveau, das vernünftiges Arbeiten gestattete. „Aber nun fällt alles auf den Stand aus der Zeit vor Corona zurück“, beklagt Tellmann und sie fragt sich, „was passiert eigentlich mit dem Nachwuchs?“
Die Sichtbarkeit der Talente, die von den Hochschulen kommen, bedroht ohne neue Förderprogramme. Dass Ina Brandes, die neue Ministerin des Landes NRW für Kultur und Wissenschaft, schon einmal verlauten ließ, dass die Ausgaben im Kulturbereich steigen sollen, beruhigt nur scheinbar. Denn woher soll das Geld kommen? „Die Etats der Kommunen haben in den letzten Monaten arg gelitten. Die Gewerbesteuer wird in der jetzigen wirtschaftlichen Situation nicht steigen, und die Inflation frisst auch ihren Teil“, gibt Tellmann zu bedenken. Schon jetzt zeigen sich im Tanz massive Probleme, weil in der Vergangenheit zwar kräftig produziert wurde, nur fehlen dafür jetzt oftmals die Aufführungskapazitäten. Außerdem werden auf die Veranstalter ungeahnte Heizkosten zukommen und die Mieten für die Proberäume der Tänzerinnen dürften steigen.
Mit einer gesteigerten Begeisterung des Publikums für die Leistungen der Kultur ist in Zukunft kaum zu rechnen. „Im Sommer 2020 sind wir von den Leuten geradezu überrannt worden. Damals waren alle heiß auf neue Produktionen. Seit dem letzten Winter hat sich das Blatt aber deutlich gewendet“, meint Tellmann. „Mit den unklaren Regelungen des Auf- und Zumachens ist etwas kaputt gegangen. Die Menschen sind unsicher geworden“, erklärt sie. Und mit den Teuerungen der Lebenskosten stellt sich die Frage, woran man nun zuerst spart. Jetzt wird es darum gehen, bewährte Strukturen zu erhalten, denn den Erkenntnisgewinn, den uns die Kultur bietet, werden wir auch morgen noch brauchen.
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