Post für den Tiger im Tank. Um unglaubliche 8 km/h soll ausgerechnet ICH die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h auf der idyllischen B5 überschritten haben, außerhalb geschlossener Ortschaften versteht sich. Ich erinnere mich daran, weil ich beim ruhigen Cruisen gedacht hatte, ich könne mit dem Blitz gar nicht gemeint sein. Naja, der Landkreis Ludwigslust-Parchim (M-V) scheint die 10 Euro nötig zu haben. Er ist nämlich dünn besiedelt, dafür aber flächendeckend überwacht. Mit nicht ganz so taufrischen Blitzkisten, „Traffiphot S digital“ genannt. Kulturschock für einen Metropolenbewohner. Natürlich nur bedingt.
In Gütersloh (NRW) ging nach 200 Jahren jetzt hingegen eine Ära zu Ende.Die gedruckten Brockhaus-Lexika, einst das Maß aller Nachschlagewerke (die 30-bändige Ausgabe war immerhin mehr als anderthalb Meter breit und 70 Kilo schwer) gibt es nicht mehr, wohl nur noch als App. Der Medienkonzern Bertelsmann bestätigt: Es sind keine Ausgaben mehr auf Lager. DAS ist ein Kulturschock. Nicht dass ich je diesen Platz im Bücherbord, geschweige denn die dafür notwendigen Mittel (Gesamtpreis der letzten Ausgabe immerhin 2.820 Euro) gehabt hätte, aber dennoch, diese schnöde Digitalisierung der Welt tut irgendwie weh.
Genauso wie die Privatisierung von Kunstwerken, die heute längst zu Wirtschaftsgütern geworden sind, der Öffentlichkeit entzogen werden und lieber als sicherer Pfand für Kredite oder lukrative Renditeobjekte benutzt werden. Schlag nach bei Sotheby’s und erstarre beim Durchblättern der Wertsteigerungen. Jetzt hat Eon in Essen Teile seiner Schätze neu geordnet. Ja, ja auch das haben Sie beim Andrehen der Glühbirnen mitbezahlt. 1.800 Arbeiten stecken in der Stromriesen-Sammlung. Ein Teil davon seit kurzem im Essener Verwaltungsgebäude. Unten geht’s los mit Ellsworth Kellys schwarz-weißem Gemälde „Paname“ (kostet ein paar Milliönchen), in der Chefetage hängen eher die Klassiker von Dix bis Schwitters. „Wir betreiben das aber nicht als Wertanlage", sagt Eon Deutschland-Chef Ingo Luge. Dennoch hat man Anfang des Jahres mal eben einen Jackson Pollock für schlappe 8,3 Millionen Euro verhökert. Seien Sie sicher, ein Verlustgeschäft war das nicht, auch wenn man sich ein paar Euro mehr erwartet hatte. Egal, die Mitarbeiter können sich freuen, frischer Wind in den Räumen, der Pollock soll das Kultur-Sponsoring erhalten (eigentlich sollte das doch aus dem Werbeetat kommen, denn mehr ist es im Grunde nicht). Und die Öffentlichkeit wird eh nicht gesponsert. Nur Mitarbeiter und Gäste mit Zugangskarte dürfen die Kunstschau in Essen genießen. Unten natürlich.
Da bleibt nur noch eines. Genießen wir einen Beuysschen Fettecken-Rest-Schnaps. Der wurde von drei Künstlern in Düsseldorf destilliert und brachte sie mit der Witwe vor Gericht – wegen des Etiketts! Gerade hat man sich geeinigt. Statt „Joseph Beuys, Reste einer staatlich zerstörten Fettecke“ soll nun darauf stehen „Geist. Reste der zerstörten Fettecke von Joseph Beuys (1982, Raum 3, Staatliche Kunstakademie Düsseldorf. Edition 1-16, Korpys/Löffler/Schmal 2014, 50 % Vol)“. Dann doch lieber für’n Schnaps nach Ludwigslust.
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